Volksgruppen ORF.at Kroaten
Di | 26.11.2013
Josef Lawitschka. (Bild: ORF)
31.1.2013
Josef Lawitschka feiert 80er
Der Kulturaktivist der Mährischen Kroaten, Josef Lawitschka, feiert heute seinen 80. Geburtstag. Von Wien aus setzt er sich seit fast 30 Jahren dafür ein, dass das Kulturgut der Mährischen Kroaten nicht in Vergessenheit gerät.
So hat er bereits ein Buch über Fröllersdorf verfasst, außerdem schreibt er Gedichte in kroatischer und deutscher Sprache, die sich u.a. auch mit den Mährischen Kroaten, der kroatischen Sprache und mit Fröllersdorf befassen.

Fröllersdorf/Frelištof/Jevišovka im heutigen Tschechien...

... und auf einem Bild von Othmar Ruzicka
Mährische Kroaten in drei Ortschaften
Im 16. Jahrhundert wurden Kroaten nicht nur in den verlassenen Dörfern in Westungarn und dem östlichen Niederösterreich angesiedelt, sondern auch in Südmähren in der Gegend von Nikolsburg/Nikišpork/Mikuov. In den Ortschaften Fröllersdorf/Frelištof/Jevišovka, Neuprerau/Nova Prerava/Nový Přerov und Guttenfeld/Dobro Polje/ Dobré Pole siedelten sich Kroaten an.

1938 wurde Südmähren ein Teil des Deutschen Reiches, nach dem Zweiten Weltkrieg kam Südmähren wieder zur Tschechoslowakei. Nach der kommunistischen Machtergreifung 1948 warfen die neuen Machthaber den Kroaten unter anderem vor, während des Krieges mit den Nationalsozialisten kollaboriert zu haben. Im Laufe des Jahres 1948 wurde die Kroaten der drei Ortschaften Frielištof, Dobro Polje und Prerava ausgesiedelt und in der Nähe der polnischen Grenze angesiedelt. Ein Teil der Kroaten entzog sich der Umsiedlung durch Flucht.

Josef Lawitschka als Schüler

Josef Lawitwschka mit seiner Frau Lena
Josef Lawitschka floh 1945 aus Fröllersdorf
Josef Lawitschka wurde 1933 in Fröllersdorf im heutigen Tschechien geboren. Im Alter von 15 Jahren floh er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern über die Thaya nach Österreich. Hier erlernte er den Beruf des Fleischhackers, baute sich eine neue Existenz auf und lernte seine Frau Lena kennen. Seinen Heimatort aber hat er nie vergessen.

1995 kam Lawitschka das erste Mal nach Fröllersdorf zurück. Im einstigen Elternhaus leben heute Tschechen. Auf Initiative von Josef Lawitschka wurde in Fröllersdorf wieder der kroatische Kirtag belebt. Auch die traditionelle Wallfahrt der Mährischen Kroaten nach Maria Dreieichen in der Nähe von Horn hat er initiiert.

Buch über Fröllersdorf in kroatischer und tschechischer Sprache
Verfasste Buch über Fröllersdorf
Josef Lawitschka schrieb in kroatischer und tschechischer Sprache das Buch "Lipo naše selo/Unser schönes Dorf", in dem er u.a. seine Erinnerungen an den Kirtag und die Ernte festhält. Außerdem enthält das Buch Informationen und Bilder von Othmar Ruzicka sowie die Biographie von Josef Lawitschka. In etwa drei Monaten soll eine erweiterte Fassung des Buches in deutscher Sprache erscheinen.

Josef Lawitschka sammelt auch Gemälde und Skizzen von Othmar Ruzicka, der von 1905 bis 1945 in Fröllersdorf lebte und die Mährischen Kroaten in ihrer Tracht und im Alltag malte. Momentan schreibt Josef Lawitschka an einer Monographie über den Maler Ruzicka.

Maler Othmar Ruzicka im Selbstporträt

Folklore-Ensemble "Kolo Slavuj" tanzt in der Tracht der Mährischen Kroaten
Sammelt Trachten der Mährischen Kroaten
Josef Lawitschka hat über 50 Originaltrachten aus Fröllersdorf zusammengetragen und sie größtenteils den Folklore-Ensembles "Palava" in Tschechien und "Kolo Slavuj" in Wien geschenkt. Letztere tanzen in der Originaltracht die Choreographie "Hrvati na Moravi/Kroaten in Mähren".

Vor 10 Jahren bekam Josef Lawitschka von seinen beiden Söhnen zum Geburtstag eine eigene Webseite geschenkt. Auf dieser erzählt er seine Geschichte, das Schicksal der Mährischen Kroaten sowie das Leben und Wirken des Malers Ruzicka.