Volksgruppen ORF.at Diversität
Di | 26.11.2013
Heimat, fremde Heimat
18.11.2007 13.30 ORF2
Schüler mit Migrationshintergrund
Das Thema Gesamtschule betrifft selbstverständlich auch Familien mit Migrationshintergrund. Sehr viele Zuwandererfamilien wissen aber wenig über die Debatte.
Zuwanderer würden profitieren
Die Kinder der Zuwanderer würden von diesem System durchaus profitieren, meinen Experten. Die Gegner der Gesamtschule befürchten durch genau diese Gruppe einen Niveauverlust. Die AHS in der Wiener Anton-Krieger-Gasse hat schon seit 1973 ein Unterstufenmodell (kooperative Mittelschule), das dem Konzept der Gesamtschule sehr ähnlich ist. In der Oberstufe sitzen Schüler, die in der Unterstufe noch keine AHS-Reife hatten. Ohne dieses Modell wären sie sicher nicht in einer Oberstufe eines Gymnasiums gelandet, meinen die Klassenlehrer und der Direktor der Schule. Der Direktor des Bundesrealgymnasiums in der Wiener Linzer Straße hingegen würde im Falle einer flächendeckenden Gesamtschule mit seinen eigenen Kindern in Privatschulen ausweichen. So wie viele andere Eltern auch, meint er. Ein Beitrag von Ani Gülgün-Mayr.
Gesamtschulbeispiel aus Finnland
In Finnland ist die Gesamtschule längst eine Selbstverständlichkeit. Dort besuchen alle Kinder eines Schulsprengels die Schule vom 7. bis zum 16. Lebensjahr. Genau wie in Österreich gibt es auch in Finnland in den Schulen Kinder mit nicht finnischer Muttersprache. Das Prinzip der gleichberechtigten Zweisprachigkeit soll dem Kind das nötige Selbstvertrauen für eine gelungene Integration geben. So früh wie möglich werden Migrantenkinder mit unzureichenden Sprachkenntnissen in Finnisch (oder der gleichberechtigten Landessprache Schwedisch) in 600 Stunden Sprachunterricht in einem kostenlosen Vorschuljahr unterrichtet. Sabina Zwitter berichtet aus Finnland.
Komensky-Schule
Im vorigen Jahrhundert, Ende der achtziger Jahre, stand die private Wiener tschechische Komensky-Schule am Sebastianplatz im 3. Wiener Gemeindebezirk vor dem Aus. Der traditionelle, private, mehr als 130 Jahre alte Schulverein bekam eine neue Führung. Diese hat das Gebäude renoviert und führte nicht zuletzt auf Wunsch der Eltern eine Art Gesamtschule ein. Vor einigen Jahren konnte ein Oberstufenrealgymnasium im zweiten Schulgebäude eröffnet werden. Die Zahl der Schüler und Schülerinnen stieg von 100 auf mehr als 400 an. Ein mögliches Modell für die österreichische Debatte? Den bilingualen Unterricht (tschechisch-deutsch bzw. slowakisch-deutsch) möchte die Vereinsführung zu einem trilingualen Unterricht erweitern und somit künftig die - wie der Vereinsobmann Karel Hanzl sagt - "perfekten Europäer ausbilden". Ein Beitrag von Dalibor Hysek.
Gefahr für die Volksgruppen-Gymnasien?
Ärzte, Juristen, fast alle Akademiker, die aus der slowenischen Volksgruppe in Kärnten stammen, haben eine Gemeinsamkeit - sie alle besuchten das slowenische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. Das zweisprachige Gymnasium in Kärnten feiert heuer sein 50-jähriges Jubiläum. In den vergangenen Jahren ist es dem Direktorium gelungen, aus dem slowenischen Gymnasium eine sehr moderne Schule zu machen, die von Schülern aus dem gesamten Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul besucht wird. Aktuell beschäftigt die Gymnasiasten und Lehrer die Diskussion um die neue "gemeinsame Mittelschule". Ein Beitrag von Sabina Zwitter und Martin Zwitter.
Moderation - Lakis Jordanopoulos