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Di | 26.11.2013
Makedonska zastava - slika:apa
Slawen und Albaner uneins
Die slawische Mehrheitsbevölkerung Mazedoniens und die albanische Minderheit im Land, die rund ein Viertel der Bevölkerung ausmacht, hätten noch nie so grundverschiedene Standpunkte zu den wichtigsten Staatsfragen vertreten wie jetzt.
Das berichtete der private TV-Sender A-1 in Skopje unter Berufung auf Meinungsforscher. Eine Gallup-Umfrage, deren Ergebnisse am Dienstagabend präsentiert wurden, ergab sehr unterschiedliche Positionen der slawischen und der albanischen Bevölkerung des kleinen Landes zum Namensstreit mit Griechenland und der euroatlantischen Integration.
Namensstreit
So wären nur drei Prozent der slawischen Bevölkerung bereit, einer Änderung des Staatsnamens zum Zweck eines Beitritts Mazedoniens zur Europäischen Union und zur NATO zuzustimmen. 69 Prozent der Albaner hätten hingegen keine Einwände dagegen. Während 80 Prozent der slawischen Mazedonier dem benachbarten Griechenland die Schuld für den ungelösten Namensstreit geben, sind nur 30 Prozent der Albaner derselben Meinung. Die albanische Volksgruppe ist mehrheitlich überzeugt, dass die Verantwortung für den Streit auch bei Mazedonien liegt.
"Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien"
Der griechisch-mazedonische Namensstreit datiert aus den frühen 90er Jahren. Griechenland sieht in dem Namen "Republik Mazedonien" einen Gebietsanspruch auf seine gleichnamige Provinz. Die seit Jahren geführten Gespräche unter Vermittlung der UNO haben bis dato zu keiner Lösung geführt.

In die Vereinten Nationen wurde Mazedonien 1993 unter dem vorläufigen Namen "Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien" (FYROM) aufgenommen.

Im Vorjahr spitzte sich der Konflikt weiter zu, als Athen wegen des ungelösten Streits die Aufnahme Mazedoniens in die NATO blockierte. Die mazedonische Regierung reagierte mit einer Klage beim Internationalen Gerichtshof und beschuldigte Griechenland der Verletzung eines bilateralen Abkommens aus dem Jahr 1995.
Militär, Kirche und Polizei
Die Gallup-Umfrage zeigte auch, dass die slawische Bevölkerung Mazedoniens das größte Vertrauen in das Militär, die Kirche und die Polizei hat. Bei den Albanern steht die Kirche an erster Stelle, gefolgt von der NATO und den Vereinten Nationen. In Bezug auf die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit der Lebensqualität gehen die Meinungen der beiden Ethnien laut dem TV-Sender nicht wesentlich auseinander.