Volksgruppen ORF.at Diversität
Di | 26.11.2013
ITF-Konferenz "Lehren und Lernen über den Holocaust" "Bildung über Holocaust kann nicht früh genug beginnen"
Nach Ansicht von Werner Dreier, österreichischer Delegierter in der "Education Working Group" der "International Holocaust Taskforce" (ITF), kann eine Bewusstseinsbildung über den Holocaust nicht früh genug beginnen.
Mit altersgemäßen Lernmethoden könne man die Verbrechen des Nationalsozialismus auch schon in der Volksschule behandeln, meinte Dreier am Rande der Eröffnung der dreitägigen ITF-Konferenz "Lehren und Lernen über den Holocaust" am Donnerstag in Wien.
Grundgerüst vermitteln
"Natürlich soll man nicht die Schrecken und den Massenmord an kleine Kinder weitergeben, aber man kann früh ein Grundgerüst vermitteln, zum Beispiel Empathie", so Dreier zur APA. "Die wichtigsten Grundlagen werden ohnehin schon vor der Schulzeit gelegt, etwa das Wertesystem eines Menschen." Lehrer würden dann ab dem Schuleintritt eine Schlüsselrolle in der Bewusstseinsbildung einnehmen.
"erinnern.at"
"Wichtig ist neben dem persönlichen Austausch auch der leichte Zugang zu Wissen", sagte Dreier. Deshalb entwickelten die ITF oder die Plattform "erinnern.at" des Bildungsministeriums auch multimediale Lernmaterialien wie DVDs oder spezielle Internetseiten, erklärte der Experte. "Die Vermittlung des Themas muss sich ständig wandeln, denn sonst bleibt es stecken."
Täterdimension
Zufrieden stimmt Dreier, dass die Verfolgungen im Nationalsozialismus in den vergangenen Jahren zumindest "quantitativ deutlich mehr Raum" im Unterricht bekommen haben. Weiterhin gebe es aber "ernsthafte und große Fragen, wie über dieses Verbrechen am besten gelernt und gelehrt werden kann - etwa welche didaktischen Wege zielführend sind, um sich auch mit der Täterdimension auseinanderzusetzen". Positiv ist laut Dreier weiters, dass sich in letzter Zeit auch verstärkt jene Länder mit dem Nationalsozialismus im Schulunterricht beschäftigen, die nicht direkt davon betroffen waren.
"Umgang mit dem Anderssein"
Bildungsministerin Claudia Schmied (S) strich in ihrer Eröffnungsrede zur Konferenz deren "zentrale Bedeutung" hervor. "Eine angemessene Auseinandersetzung mit dem Holocaust in Schulen ist von höchster gesellschaftspolitischer Relevanz." Es gehe darum, gerade im Unterricht den "Umgang mit dem Anderssein" zu thematisieren, um für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen, so Schmied zur APA. Wichtig sei, dass Lehrer, die einen Beitrag zu dieser Auseinandersetzung leisten können, von authentischen Vorträgen lernen, um diese im Unterricht weitervermitteln zu können.
Die Konferenz "Lehren und Lernen über den Holocaust", an der Lehrende von Schulen und Universitäten sowie internationale Experten teilnehmen, findet von Donnerstag bis Samstag in Wien statt.