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Di | 26.11.2013
Saudi-Arabien Todes-Fatwa gegen zwei Journalisten
Der saudi-arabische Geistliche Abdul Rahman al-Barrak hat in einer Fatwa zwei Journalisten zum Tode verurteilt.
In dem religiösen Gutachten nannte der 75-Jährige als Grund, Abdullah bin Bijad al-Utaibi und Yusuf Abu al-Khail hätten in ihren Artikeln in der Zeitung "Al-Riyad" die Meinung vertreten, dass Anhänger anderer monotheistischer Religionen, also von Juden- und Christentum, nicht als "Ungläubige" bezeichnet werden sollten, berichtete die spanische Zeitung "El Pais" in ihrer Internetausgabe.
Im Einklang mit dem Wahhabismus
Die beiden Journalisten müssten bereuen, andernfalls müssten sie als vom Islam Abgefallene hingerichtet werden. Sie hätten zudem kein Recht auf Trauerrituale bei ihren Begräbnissen, so Barrak in seiner Fatwa. Der Geistliche ist überzeugt, im Einklang mit dem Wahhabismus zu handeln, der in Saudi-Arabien herrschenden extrem strengen Glaubensrichtung des sunnitischen Islam.

Barrak gilt als der einflussreichste unabhängige Geistliche in dem Wüstenkönigreich. Dessen Presse hat die Fatwa bis jetzt nicht aufgegriffen, Berichte darüber kursieren aber in zahlreichen islamistischen Websites. Die saudi-arabischen Religionsbehörden, allen voran Großmufti Abdelaziz al-Sheikh, schwiegen bisher zu den Todesdrohungen.
Die Fatwa sei aus der "Finsternis" entstanden
Die betroffenen Journalisten gingen aber in die Gegenoffensive. Die Fatwa sei aus der "Finsternis" entstanden. Sie würden sich dadurch nicht verbieten lassen, ihre Meinung zu äußern. Zudem kündigten Bin Bijad und Khail ihrerseits eine Klage gegen Barrak wegen dessen Todesdrohungen an. Hunderte arabische Intellektuelle haben sich inzwischen mit den Journalisten solidarisiert. In einer Unterstützungserklärung nannten sie Barrak einen Obskurantisten, der "intellektuellen Terrorismus" betreibe.
Unterstützung von rund 20 Geistlichen
Doch auch Barrak erhielt Unterstützung, so von rund 20 saudi-arabischen Geistlichen, die sich für die Verurteilung "häretischer Artikel" aussprachen. Barrak hat bereits eine Reihe anderer berühmt-berüchtigter Fatwas verfasst. In einer beschuldigt er die Schiiten der "Häresie", in einer anderen forderte er dazu auf, wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen dänische Funktionäre zu ermorden und deren Frauen zu versklaven.
Todesfatwas blieben keineswegs folgenlos
Eine Reihe von Todesfatwas blieben keineswegs folgenlos. So musste der britisch-indische Autor Salman Rushdie wegen einer Fatwa des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini jahrelang versteckt leben. Der ägyptische Schriftsteller Farag Foda wurde 1992 erschossen. Zwei Jahre später wurde ein Attentat auf den ägyptischen Nobelpreisträger Naguib Mahfouz verübt, bei dem dieser schwer verletzt wurde.