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Di | 26.11.2013
Branko Katalinić Ein Automatisierer mit Leib und Seele
Eine schillernde Figur der Automatisierungsszene und trotzdem weitgehend unbekannt in Österreich: Branko Katalinić.
Der gebürtige Kroate machte in Österreich Karriere vom Gastarbeiter bis zum Professor an der TU Wien, entwickelte in Schweden Roboter von Weltrang, trat als Gründer zahlreicher Uni-Lehrgänge von Wien bis Bangkok und des DAAAM-Netzwerks in Erscheinung und ist Berater der Festo-Besitzer.
Ein Porträt ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Katalinićs Karriereweg gestaltete sich nicht gerade einfach. Nach dem Studium in Zagreb und dem Doktorat in Schweden am Royal Institute of Technology (KTH), wo er Roboter von Asea (später Asea Brown-Boveri ABB) optimierte, kehrte er nach Jugoslawien zurück. Dort hielt er es aber aufgrund der karrierefeindlichen politischen Verhältnisse nicht lange aus und ging nach Wien.

In der Alpenrepublik musste sich der Wissenschafter zunächst als Gastarbeiter durch verschiedene Jobs plagen und 241 Bewerbungen schreiben, bis er zu einem Gespräch bei Philips Österreich eingeladen wurde. Nach nur einem Monat bei Philips kam er zur Voest und optimierte dort die Roboter.
DAAAM-Netzwerk
Seit 1984 ist Katalinić an der TU Wien tätig. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 175 Jahr-Jubiläum der TU Wien gründete er 1990 das DAAAM-Netzwerk (Danube Adria Association for Automation & Manufacturing), dem er als Präsident vorsteht. Aus der anfangs mitteleuropäisch orientierten Vereinigung ist mittlerweile ein internationales Netzwerk entstanden, das sich weltweit über 46 Länder erstreckt und an dem 9.600 Wissenschafter beteiligt sind.
Ehrenstaatsbürgerschaft
1990 erhielt Katalinić aufgrund herausragender Leistungen die österreichische Ehrenstaatsbürgerschaft. 1996 wurde er zum ersten voll akkreditierten Professor an der Universität Zagreb. Er lehrt dauerhaft bzw. als Gastprofessor weltweit an 16 Universitäten und wurde mehrfach mit dem Dr. h.c. ausgezeichnet. In Bangkok gründete er 1992 am Asian Institute of Technology das Studium Industrial Engineering.
Studienrichtung Mechatronik/Robotik
In Wien rief er am Technikum Wien die Studienrichtung Mechatronik/Robotik ins Leben, an der im SS 2007 bereits 250 Studenten inskribiert waren. Die Idee dahinter: "Die Mechatroniker müssen fähig sein, jedes Problem zu lösen, wenn die Lösung Roboter-basiert ist - unabhängig vom Bereich." Sie müssen Lösungen für Medizintechnik schaffen ebenso wie für den Transport und vieles mehr. Katalinić sieht darin einen "revolutionären Ansatz".
Masterstudium für Automatisierungstechnik
Für den Automatisierungsspezialisten Festo fungiert Katalinić seit vergangenem Jahr als direkter Berater der Firmenbesitzer Gebrüder Stoll. Das Unternehmen will beispielsweise in Osteuropa, Russland und Zentralasien Kooperationen von Universitäten ausbauen. Geplant ist, dass die Unis Ausrüstung von Festo erwerben, die sie untereinander austauschen. Weiters sei in diesem Raum ein internationales Masterstudium für Automatisierungstechnik in Gründung - eine "elitäre Ausbildung", wie Katalinic betont.