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Di | 26.11.2013
Schule in Jerusalem Arabische und jüdische Kinder zusammen
Die Formel ist simpel, sagt die Jerusalem Foundation über ihr Projekt. 50 Prozent der Schüler in einer Klasse der Max-Rayne-Schule in Jerusalem sind jüdische Israelis, 50 Prozent sind arabische Israelis. "
Wir müssen mit den Kindern beginnen, wenn es je Hoffnung für die Zukunft geben soll", fasst Co-Direktorin Dalia Peretz das Konzept zusammen.
350 Schüler
In dem auch mit Geldern aus Österreich und anderen Ländern gebauten neuen Schulgebäude lernen die rund 350 Schüler zwischen drei und 14 Jahren von Anfang an auch die Sprache des anderen. Für den bilingualen Unterricht auf Hebräisch und Arabisch stehen stets zwei Lehrer bzw. Lehrerinnen pro Klasse zur Verfügung. Das Fifty-Fifty-System setzt sich sogar bis zur Schulleitung fort: Dalia Peretz steht mit Ala Khatib ein Araber als Co-Direktor zur Seite.
80 Prozent Juden und 20 Prozent Araber
Während überall in Israel Juden und Araber eigene Schulen getrennt voneinander besuchen, setzt die vom früheren Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek ins Leben gerufene Stiftung vor dem Hintergrund des jahrzehntelangen Konflikts mit den Palästinensern ein Zeichen für das Miteinander in der israelischen Bevölkerung mit 80 Prozent Juden und 20 Prozent Arabern.

Hinter den großen Fensterscheiben der Klassenräume strömt im Lächeln der Kinder Unbeschwertheit und Fröhlichkeit hervor. Sie habe sich speziell für diese Schule beworben, erklärt die Lehrerin Sirin.
"Wir glauben an Koexistenz"
Warum er seine sechsjährige Tochter hierher schicke, wiederholt der 33-jährige Polizist Johnny die Frage: "Wir wollen, dass unsere Tochter die andere Volksgruppe kennenlernt. Wir glauben an Koexistenz", sagt er sichtlich mit Stolz. Die Idee setze sich fort, wie die Spur eines ins Wasser geworfenen Steins, der weite Kreise ziehe, erläutert der katholische Araber. Die beste Freundin seiner Tochter sei Jüdin; durch die Schulkameradschaft hätten ihre beiden Familien guten Kontakt zueinander.
Eigener Lehrplan entwickelt
Für die Schule musste ein eigener Lehrplan entwickelt werden, in der mit österreichischen Mittel eingerichteten Bibliothek gibt es jedes Buch zweimal, einmal auf arabisch und einmal auf hebräisch. Die höheren Kosten zahlten sich aber aus. Der Musik, den Religionen, den Festen und der Kultur der Volksgruppen wird in der Max-Rayne-Schule tagtäglich Rechnung getragen. Natürlich gebe es problematische Themen, räumt Co-Direktor Khatib ein. Der israelische Unabhängigkeitstag sei für die Araber der "Tag der Katastrophe" (Yam al-Nakba). Die Kinder lernten, was es bedeute, anderer Meinung zu sein, aber den anderen gleichzeitig zu respektieren.
Die Warteliste von Schülern ist lang
Die simple Formel hat sich als erfolgreich erwiesen, sagt die Jerusalem Foundation, die den Bau der Max-Rayne-Schule organisiert hat, über ihr Projekt. Die Warteliste von Schülern ist lang. Die Max-Rayne-Schule ist die einzige sogenannte Hand-In-Hand-Schule in Jerusalem. In ganz Israel gibt es bisher nur vier davon.