|
|
|
|
|
 |
|
|
Ravensbrück |
|
"Heilige Maria von Paris"
Eine Gedenktafel für die von der orthodoxen Kirche heiliggesprochene Nonne Maria Skobtsowa (1891-1945) wird am Freitag in der Mahn- und Gedenkstätte im ehemaligen nazideutschen KZ Ravensbrück in Brandenburg enthüllt.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Maria Skobtsowa wird von den Orthodoxen auch als "Heilige Maria von Paris" verehrt. Zu der Feier wird der in Paris residierende Exarch des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. für die Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa, Erzbischof Gabriel von Komana, erwartet, wie Kathpress berichtete. Konstantinopel hat die Märtyrerin am 16. Jänner 2004 zusammen mit ihrem Sohn Jurij und dem Priester Dmitrij Klepinin kanonisiert. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Maria Skobtsowa
Maria Skobtsowa wurde 1891 als Jelizaweta Pilenko in Riga geboren. Lettland gehörte damals zum Russischen Reich. Als ihr Vater starb, wurde das einer großbürgerlichen Familie entstammende Mädchen Atheistin. 1910 heiratete sie den Bolschewiken Dmitrij Kuzmin-Karawjew. Drei Jahre später scheiterte die Ehe. Schritt für Schritt kehrte Jelizaweta zur orthodoxen Kirche zurück. Sie übersiedelte mit ihrer Tochter Gaiana in den Badeort Anapa am Schwarzen Meer. Nach der bolschewistischen Revolution wurde sie 1918 Vizebürgermeisterin.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Weiße Armee"
Als die "Weiße Armee" Anapa vorübergehend eroberte, wurde sie als Bolschewikin verhaftet, aber der Richter war ihr früherer Lehrer Daniel Skobtsow. Er sprach seine einstige Schülerin umgehend frei, die beiden verliebten sich ineinander, es wurde geheiratet. Sie gingen zunächst nach Georgien, wo Sohn Jurij geboren wurde, dann in das neue Jugoslawien, dort kam die Tochter Anastasia zur Welt. Schließlich gelangte die Familie - einschließlich Jelizawetas Mutter Sofia - 1923 nach Paris. Drei Jahre später starb das Töchterchen Anastasia an Grippe. Die Ehe der Skobtsows hielt den Belastungen nicht stand, Jurij blieb beim Vater.
|
|
|
|
|
|
|
|
Nonne
Jelizaweta widmete sich immer mehr dem theologischen Studium und der Sozialarbeit. Ihr geistlicher Berater riet ihr, Nonne zu werden, Jelizaweta willigte ein - unter der Bedingung, dass sie nicht in einem Kloster leben müsse. 1932 erlangte sie - mit Zustimmung von Daniel Skobtsow - die im orthodoxen Kirchenrecht in solchen Fällen vorgesehene Auflösung ihrer Ehe. Sie legte die Gelübde ab und nahm den Namen Maria an. Ihr Seelenführer wurde der Theologe Sergej Bulgakow. Später wurde ihr der Priester Dmitrij Klepinin an die Seite gegeben.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Mutter Maria"
Das Pariser Haus von "Mutter Maria" wurde ein offenes Haus für alle Notleidenden, vor allem für die Flüchtlinge und die Einsamen. Das Haus wurde aber auch ein Zentrum der intellektuellen und theologischen Auseinandersetzung. Als die Deutschen 1940 in Paris einmarschierten, meldeten sich verzweifelte jüdische Menschen bei "Mutter Maria". Sie baten um Taufscheine, die Vater Dmitrij ihnen ausstellte. Taufscheine boten zunächst eine gewisse Sicherheit unter dem Kollaborationsregimes des "Etat Francais" von Marschall Philippe Petain. Personen mit Taufschein wurden noch in Ruhe gelassen. Aber die deutsche Gestapo war auch in Paris am Werk. 1943 stürmten Gestapoleute das Haus von "Mutter Maria". Der junge Jurij Skobtsow und Vater Dmitrij Klepinin wurden in das berüchtigte KZ "Dora-Mittelbau" bei Nordhausen in Thüringen deportiert, wo die Arbeitssklaven die "V 2" bauen mussten. Beide starben in dem KZ.
|
|
|
|
|
|
|
|
Ehre der Altäre
Mutter Maria wurde nach Ravensbrück verschleppt. Am Karsamstag des Jahres 1945 kam die Nonne in die Gaskammer. Es wird vermutet, dass sie anstelle einer anderen ging. Am 16. Jänner 2004 beschloss der Heilige Synod von Konstantinopel unter dem Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios im Phanar in Istanbul, Mutter Maria, ihren Sohn Jurij und Vater Dmitrij zur Ehre der Altäre zu erheben. Die feierliche Heiligsprechung erfolgte am 1. Mai 2004 in der Pariser Aleksander-Newskij-Kathedrale.
|
|
|
|