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Di | 26.11.2013
Frankreich Erstes Museum für Sprachen der Welt
Früher hieß das Hieroglyphen-Museum in der mittelalterlichen Touristenstadt Figeac in Südwestfrankreich Musee Champollion - nach dem Namen des "Vaters der Ägyptologie". Heute nennt es sich Museum für Schriften der Welt und erhebt den Anspruch, einzig in Frankreich und Europa zu sein.
Denn es widmet sich nicht mehr nur der Geschichte der Sprache der alten Ägypter, sondern der Entstehung der Sprachen weltweit. Die umfassenden Umbau- und Erweiterungsarbeiten wurden bereits Ende Juli abgeschlossen, offiziell eröffnet wurde das Museum jedoch erst am vergangenen Wochenende.
5.300 Jahre Sprachgeschichte
Auf vier Stockwerken, mehr als 2.000 Quadratmetern Fläche und einem völlig raffiniert und ästhetisch umgebauten Gebäude führt die Sammlung von nun an durch rund 5.300 Jahre Sprachgeschichte - worauf schon die Außenfassade hindeutet: In den Fenster- und Arkadenöffnungen tauchen Buchstaben aus allen Sprachen der Welt auf wie Hebräisch, Etruskisch oder Japanisch.

Dieser eindrucksvolle Aspekt der Hauptseite des Gebäudes wird durch eine Doppelfassade erzeugt. Hinter die eigentliche Mauer hat man eine zweite Wand aus Glas eingezogen, in die ein Kupferfilm mit 1.000 Schriftzügen aus 42 Sprachsystemen integriert wurde.
Champollion entzifferte Hieroglyphen
Kern des Museums bleibt nach wie vor die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Hieroglyphen, denen sich Jean-François Champollion sein ganzes Leben lang gewidmet hat. Champollion, der am 23. Dezember 1790 in Figeac geboren wurde, hat das Rätsel der Hieroglyphen - die altägyptische Schrift entstand um 3 500 v. Christus - gelöst und sie als erster entziffert.

Bis vor knapp 200 Jahren wurden die Hieroglyphen noch für geheime magische Symbole gehalten. Champollion, der als 25-jähriger zehn Sprachen beherrschte, ist nicht nur die Entzifferung der Hieroglyphen zu verdanken, sondern gleichfalls die der hieratischen und der demotischen Schrift.

So wird das erste Stockwerk Champollion gewidmet: seiner zahlreichen Korrespondenz, in der er über seine gescheiterten oder erfolgreichen Erklärungsversuche schreibt und den herrlichen Objekten, die er zum Teil von seinem zwanzigmonatigen Aufenthalt 1830 aus Ägypten mitgebracht hatte wie Statuen und Fragmenten von Tempelinschriften, die mit Hieroglyphen versehen sind. Eine Schrift, die nur von Menschen beherrscht wurde, die von hohem Rang waren wie Pharaonen, Herrscher und Beamte.
Spielerisch aufgebaut
Der Parcours ist spielerisch aufgebaut: Kunstobjekte wie Stele, Manuskripte und Kalligraphien führen in die Sprachen ein, vor allem in jene, die als Grundlage weiterer Sprachen und Schriftzeichen dienten wie der Keilschrift, Chinesisch und der Glyptik der Mayas. Videos über die Entstehung der Schriftzeichen in China und Mesopotamien vervollständigen die 5.300-jährige Reise um die Welt.
Von Sabine Glaubitz, dpa