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Di | 26.11.2013
ARD- & ZDF-Studie Medien erreichen Großteil der Migranten
Die deutschen Medien erreichen mit ihrem Angebot auch den Großteil der Migranten in Deutschland. Nur ein geringer Teil nutzt ausschließliche heimatsprachige Medien.
Keine "mediale Parallelgesellschaft"
Es gebe keine ausgeprägte "mediale Parallelgesellschaft", heißt es in einer heute in Mainz vorgestellten Studie von ARD und ZDF. Heimatsprachige Medien spielen allerdings besonders bei Türken eine wichtige Rolle. Es gibt zudem durchaus Unterschiede zum deutschen Publikum: So nutzen Migranten etwa im Fernsehen weniger häufig als Deutsche die öffentlich-rechtlichen Programme und dafür mehr das Angebot der privaten Sender.
Nutzung von Fernsehen
Fernsehen wird der Studie zufolge von Migranten in ähnlichem Umfang wie von Deutschen genutzt. Es ist demnach das Leitmedium, wird allerdings relativ stark zur Unterhaltung genutzt. Nur eine Minderheit von 14 Prozent sieht ausschließlich heimatsprachiges Fernsehen. Am stärksten nutzen dies Migranten türkischer Herkunft, die dafür auf ein breites kostenfreies Programm zurückgreifen können.
Öffentlich-rechtlich vs. privat
ARD und ZDF erreichen die Migranten allerdings nicht im gleichen Ausmaß wie Deutsche. Der Grund dafür könnte der Studie zufolge im geringeren Durchschnittsalter der Migranten liegen. Mit zunehmenden Alter würden die öffentlich-rechtlichen Programme häufiger genutzt.
Radio, Zeitungen & Internet
Das Radio hat dagegen einen deutlich geringeren Stellenwert als bei Deutschen. 45 Prozent der Befragten hören nicht regelmäßig Radio. Wer Radio hört, entscheidet sich aber meist für deutschsprachige Programme. Rund 40 Prozent der Migranten lesen regelmäßig Tageszeitungen und greifen dabei auch häufiger zu deutschsprachigen als zu heimatsprachigen Blättern. Türkische Migranten nutzen am stärksten heimatsprachige Tageszeitungen. Das Internet nutzen Migranten in ähnlichem Umfang wie Deutsche. Am häufigsten werden deutschsprachige Seiten aufgerufen. Im Vordergrund stehen dabei Nachrichten zum aktuellen Geschehen in der Welt und in Deutschland.
Integrationsbeauftragte Böhmer Gegen gesonderten Integrationskanal
Die Integrationsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sprach sich gegen einen gesonderten Integrationskanal aus. "Wir brauchen kein Fernsehen für Migranten, sondern die Einbindung in die Massenprogramme", erklärte Böhmer. Sie forderte zudem, die Zahl der Migranten in den Medien zu erhöhen. Migranten vor und hinter der Kamera sowie an den Redaktionsschreibtischen brächten neue Blickwinkel.
Öffentlich-rechtliche Sender Für stärkere Repräsentanz von Migranten
ZDF-Intendant Markus Schächter sprach sich gegen "Programmnischen" für Migranten aus. Integration und Migration seien selbstverständlicher Bestandteil der Programme. Der Intendant der Hessischen Rundfunks und stellvertretende Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission, Helmut Reitze, kündigte an, die ARD wolle für eine stärkere Repräsentanz von Migranten in den Medien sorgen und ihre Ausbildung in programmprägenden Berufen fördern. Für die Studie befragte TNS Emnid von Oktober 2006 bis Februar 2007 rund 3000 Menschen mit Migrationshintergrund aus der Türkei, Griechenland, Italien, Polen, Serbien und Montenegro, Kroatien, Bosnien-Herzegowina sowie russische Spätaussiedler.