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Di | 26.11.2013
Islamisch-Europäische Schiiten-Union Islam und Muslime in Unklarheit
Europäische Muslime dürften nicht länger als eine Minderheit angesehen werden, die in Europa zu Gast sei.
"Solange der Islam und die Muslime in dieser Gesellschaft in einer Situation der Unklarheit und abgesondert von der Gesellschaft und nicht in diese integriert sind, sind sie unterschiedlichen gesellschaftlichen Gefahren ausgesetzt", erklärte der schiitische Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghami bei der Jahreshauptversammlung der 2004 gegründeten Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen (IEUS).
"Europäischer Islam, nicht Islam in Europa"
Laut einer Presseaussendung trafen am 21. und 22. April 2007 unter den Mottos "Europäischer Islam, nicht Islam in Europa" und "Vernunft und Mäßigkeit, nicht Gewalt und Extremismus" mehr als 100 IEUS-Mitglieder aus ganz Europa im Islamischen Zentrum Hamburg zusammen. IEUS-Vorstand Ayatollah Ghaemmaghami erklärte dabei: "Leider ist der Islam in diesen Ländern (Europa) noch immer ein importiertes Phänomen und ein unwillkommener Gast." Die geringste Gefahr hierbei sei die existierende Atmosphäre des Missverständnisses zwischen den Muslimen und der europäischen Gesellschaft.
Verpflichtung Extremismus zu verurteilen
Ghaemmaghami verwies ferner auf die Tatsache, dass "leider eine kleine Minderheit von Extremisten ihre Stimme so laut erhoben" habe, dass sie als Sprecher des Islam gelte. Er verwies auf die Verpflichtung der Theologen und islamischen Gelehrten, jeglichen Extremismus zu verurteilen und gleichzeitig den Islam der Rationalität und Mäßigkeit für die europäischen Gesellschaften und den Westen neu vorzustellen, eine Verantwortung, die einzig von den islamischen Gelehrten und Wissenschaftlern wahrgenommen werden könne.
"Mitglieder der europäischen Gesellschaften"
"Im Islam sind Prinzipien und Lehren vorhanden, die unter Berücksichtigung der zeitlichen und örtlichen Gegebenheiten die notwendige Flexibilität gewährleisten, und deswegen sprechen wir in der IEUS heute von der Idee des europäischen Islam und von den Muslimen in Europa, nicht vom Islam und Muslimen in Europa", betonte der Ayatollah. Es treffe zu, dass viele Muslime aus verschiedenen Ländern und Kulturen nach Europa gekommen seien, "aber heute Mitglieder der europäischen Gesellschaften sind".

Ghaemmaghami: "Wir leben gegenwärtig in Europa und nicht irgendwo anders, und wir sollen in dieser Gesellschaft Entscheidungen treffen und agieren können, nicht als Mitglieder der arabischen, persischen, türkischen, afghanischen oder einer anderen Gesellschaft."