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Di | 26.11.2013
Delavska zbornica - Arbeiterkammer
"Billige Arbeitskräfte gesucht"
Die Arbeiterkammer (AK) spricht sich deutlich gegen die von Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein (ÖVP) genehmigten 800 Schweißer, Dreher und Fräser aus Osteuropa aus.
Für Josef Wallner, Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt in der AK Wien, steckt in der ministeriellen Verordnung die Parole "billige Arbeitskräfte gesucht". Er fordert eine Reduktion auf 200 Personen. Schließlich bestehe bereits jetzt die Möglichkeit, hochbezahlte Schlüsselkräfte ins Land zu holen. Diese Möglichkeit werde aber nicht ausgeschöpft, weil sie teurer sei.
"Die Betriebe bilden immer weniger Lehrlinge aus, wollen für Fachkräfte keine angemessenen Löhne zahlen und jammern dann, sie bekämen keine gut ausgebildeten Leute. Das ist unseriös und zeugt nicht von zukunftsorientiertem Unternehmersinn", kritisiert der AK-Arbeitsmarktexperte.
Niedrigere Löhne
Rund 2.300 Euro brutto im Monat müsste den ausländischen Schlüsselkräften bezahlt werden, so die AK. Im Gegenzug wird Facharbeitern etwa aus Polen, deren Ausbildungen in Österreich nicht formell anerkannt würden, niedrigere Löhne bezahlt. Sie würden einen um 1 bis 3 Euro geringeren Stundenlohn als ein österreichischer Facharbeiter erhalten, rechnet Wallner vor.
Unternehmen mit Lohndruck
Es gehe den Unternehmen vor allem um Lohndruck. Dies sei auch am 1,3-prozentigen Reallohnanstieg im Metallbereich ablesbar. Der Anstieg liege weit unter der Produktivitätssteigerung von plus 6 Prozent, die das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) angegeben habe. Diese immer höheren Gewinne würden nicht in Ausbildung investiert - eine Forderung, die die AK aufstellt, um der Facharbeitermisere Herr zu werden.
Investitionen in Ausbildung Modernisierung der Berufsausbildung
Die AK will stattdessen eine grundlegende Modernisierung der Berufsausbildung sowie mehr Investitionen der Unternehmen in die berufliche Weiterbildung der Beschäftigten. Sie sieht darin eine Möglichkeit, den Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften abzudecken. Dafür soll der Bund 200 Mio. Euro mehr bereitstellen.
Abnehmende Zahl von Lehrlingen
Ein Beleg, dass die Investition in Ausbildung derzeit nicht geschieht, ortet die AK in der abnehmenden Zahl der Lehrlinge. Seit dem Jahr 1980 hätten sich diese von fast 200.000 auf 126.000 reduziert. Zudem sei der Anteil der betrieblichen Weiterbildung nur halb so hoch wie in Skandinavien oder auch Spanien, führt die AK EU-Daten und Untersuchungen des Wifo ins Feld.
Krititk an AMS "Phantomstellen"
Auch würde das Arbeitsmarktservice (AMS) bei den freien Stellen für Facharbeitskräfte mit Zahlen operieren, die sich zum Teil auf die Angaben von Zeitarbeitsfirmen stützten. Diese würden zwei- bis viermal mehr Bedarf als tatsächlich nötig beim AMS melden, was zu "Phantomstellen" führe.
Nach Angaben der AK sind derzeit rund 10.000 Facharbeiter im Metallbereich auf Arbeitsuche und bereits über 50.000 Arbeitnehmer aus den EU-Erweiterungsländern in Österreich beschäftigt, zusätzlich zu den rund 60.000 Arbeitern aus Deutschland.