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Vergangene Eitelkeiten |
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"Aristokratischer Chic auf der Insel Brioni"
Am 3. April 1893 hatte Paul Kupelwieser, Sohn des Biedermier-Malers Leopold Kupelwieser, die Nase voll. "Höchste Zeit etwas anderes zu tun", dachte und sagte sich der Generaldirektor der Witkowitzer Eisenwerkes und kündigte seinen Job bei der größten Metallhütte der Habsburger Monarchie.
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Für 75.000 Gulden kaufte er ein Archipel: Brioni. Davon und wie Kupelwieser die kleinen Inseln zum Blühen brachte, erzählt ein neues Buch des "Böhlau-Verlags": "Aristokratischer Chic auf der Insel Brioni". |
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Malaria auf Brioni & Brijuni
Die Brioni-Inseln liegen knapp vor der Küste von Istrien. Heute gehören sie zu Kroatien, wodurch sie nunmehr auch Brijuni heißen. Als Kupelwieser die Inselgruppe im Süden der damaligen Monarchie Österreich-Ungarn erwarb, waren sie seit Jahrzehnten von der Malaria verseucht.
Auch der frisch gebackene Inselbesitzer erkrankte zunächst. Als er wieder gesund wurde, ging er mit dem berühmten Bakteriologen Robert Koch eine Wette ein. Auch Koch werde es nicht gelingen, die Malaria auf Brioni auszurotten. Dieser ließ sich aber nicht lumpen und mit Kupelwiesers tatkräftiger und vor allem finanzieller Unterstützung legte er die Sümpfe trocken.
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"Fin de siecle"
Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte par excellence: Binnen zweier Jahrzehnte mutierten die beinahe unbewohnbaren Insel zu einem der mondänsten Ferienparadiese des imperialen Österreichs. Gäste aus ganz Europa gaben sich die Klinken der Hotelzimmertüren in die Hand. Insbesondere aber war es die bessere bis beste Gesellschaft Wiens zur Zeit des "Fin de siecle" mit ihren Aristokraten, Künstlern, Schriftstellern, Journalisten, Wissenschaftern und Industriellen, die sich im eigenen Glanz und jenem von Kaisern und Königen sonnten, welche die Gästeliste bereicherten.
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Laufsteg der Eitelkeiten
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. kam ebenso wie Erzherzog Franz Ferdinand, der hier 1914 auf seinem Weg nach Sarajevo Station machte. Kurz: Brioni wurde zu einem Laufsteg der Eitelkeiten, während die Monarchie schön langsam in ihren letzten Zügen lag. Das Sinnbild für den Niedergang des habsburgischen Vielvölkerreichs lag direkt gegenüber von Brioni: Der Kriegshafen Pola (heute Pula), der sich gemeinsam mit der k.u.k-Marine aus der österreichischen Geschichte verabschiedete. Paul Kupelwieser folgte kurz darauf, er starb 1919.
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Perle der "österreichischen Riviera"
Zuvor wurde Brioni aber dank seines Pioniergeists zu einer im wahren Wortsinn merkwürdigen Perle der "österreichischen Riviera". Kupelwieser ließ Hafenanlagen und aufwändige Hotels. Dazu Bäder, Villen, Tiergärten und Sportanlagen für Golf, Tennis und Polo. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Brijuni zum Domizil des jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Bbroz Tito. Damit war es über Jahrzehnte Tummelplatz der kommunistischen Nomenklatura Ex-Jugoslawiens.
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Tierpark
In der Gegenwart hat der kroatische Präsident Stjepan (Stipe) Mesic dort noch eine repräsentative Sommervilla, die Öffentlichkeit ist aber nicht mehr von einem Besuch der Inseln ausgeschlossen. So können heute der Tierpark besichtigt werden, in dem noch Elefanten und andere "Exoten" leben, die Tito dereinst von befreundeten Staaten geschenkt bekommen hatte.
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Waldhuber, Heinz/Kruse, Katrin: Aristokratischer Chic auf der Insel Brioni 1893 - 1919. Böhlau Verlag Wien, 2007. 83 Seiten, 100 farb. Abb.; 24,90 Euro. ISBN-13: 978-3-205-99500-5 |
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