Volksgruppen ORF.at Diversität
Di | 26.11.2013

Ausschuss zum Foibe-Massaker
Die kroatische Regierung hat der italienischen Regierung die Wiederholung der Arbeit des gemeinsamen kroatischen-italienischen Ausschusses vorgeschlagen.
Dieser Ausschuss soll die Wahrheit über Kriegsverbrechen vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg herausfinden. Dies erklärte der Sprecher der kroatischen Regierung, Ratko Macek, gegenüber der kroatischen Nachrichtenagentur Hina.
35 Millionen US-Dollar
Die Abkommen mit Italien, die nach der Auflösung Jugoslawiens von Kroatien und Slowenien "geerbt" wurden, sehen vor, dass Zagreb den italienischen Vertriebenen 35 Millionen US-Dollar (27,0 Mio. Euro) zahlen muss. Die im Osimo-Vertrag (1975) und im Vertrag von Rom (1983) vorgesehenen Entschädigungen wurden bisher noch nicht ausbezahlt.

Das Büro des kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader erinnerte daran, dass man die Verträge von Osimo und Rom erfüllen müsse. Macek sagte auch, dass Kroatien bereit ist, seinen Teil der Schuld zu zahlen.
"rassistisch und revanchistisch"
Der Vorschlag kommt kurz nach Ausbruch einer Kontroverse zwischen Italien und Kroatien um Massaker von jugoslawischen Partisanen an Italienern während des Zweiten Weltkrieges, bei denen die Leichen der Opfer in "Foiben", senkrechte Karsthöhlen, geworfen wurden.

Der kroatische Präsident Stipe Mesic hatte kürzlich Italiens Staatspräsidenten Giorgio Napolitano heftig kritisiert, als dieser anlässlich des Tages der Erinnerung an die Foiben-Massaker am Samstag von einer "ethnischen Säuberung" gesprochen hatte. Mesic nannte Napolitanos Worte "rassistisch und revanchistisch".
Bilaterale Kommission
Eine bilaterale Kommission, die sich mit der Frage der Entschädigungen sowie der Rückgabe der ehemaligen Besitztümer an die Italiener, die nach dem Zweiten Weltkrieg Istrien und Dalmatien verlassen hatten, beschäftigt, war im Jahr 2002 eingerichtet worden. Die Arbeit der Kommission führte jedoch bisher zu keinen Resultaten.

Die Zahl der Italiener, die nach 1945 Gebiete im ehemaligen Jugoslawien verlassen mussten, wird auf rund 350.000 geschätzt.