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"Endlösung der Judenfrage"
Zum Schluss gönnten sich die Herren noch einen Cognac. Anderthalb Stunden hatten die Staatssekretäre, Parteibeamten und SS-Angehörige über "die Endlösung der Judenfrage" beraten. Draußen lag Schnee und in der Berliner Villa am Großen Wannsee 56-58 plauderten sie ganz entspannt, glaubt man den Worten Adolf Eichmanns bei seinem Prozess später in Jerusalem.
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20. Jänner 1942
Vor 65 Jahren, am 20. Jänner 1942, tagte die "Wannsee-Konferenz". Das Treffen ist Sinnbild für den kaltblütig-bürokratisch geplanten Mord an Europas Juden. |
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"Auskämmaktion"
Still und kommentarlos hörten die 14 Ministerialvertreter den Ausführungen Reinhard Heydrichs zu. Elf Millionen Menschen kämen für die "Auskämmaktion" und die Deportation nach Osten in Betracht, sagte der Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA). "In großen Arbeitskolonnen unter Trennung der Geschlechter werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt", wobei "ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird", heißt es in unmenschlicher Protokollsprache. Der "verbleibende Restbestand" müsse "entsprechend behandelt werden", um die "Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues" zu verhindern.
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"Gesamtlösung"
Heydrich, Sprössling aus gutbürgerlichem Haus, hatte eine Vollmacht von Reichsmarschall Hermann Göring für die "Gesamtlösung". In der Wannsee-Villa, sonst Gästehaus für SS-Angehörige, legte der Sohn eines Konservatoriumsdirektors die Konturen für ein europäisches Deportations- und Genozidprogramm vor.
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Bereits eine halbe Million Juden ermordet
Noch lange Zeit nach Kriegsende wurde angenommen, dass in der Konferenz die Entscheidung für den Holocaust fiel. Doch zum Zeitpunkt des Treffens waren bereits mehr als eine halbe Million Juden ermordet worden. Mit dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion hatte Adolf Hitler die Massenerschießungen angeordnet. Juden wurden aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Luxemburg deportiert, in Polen standen die ersten Vernichtungsstätten.
Anfang 1942 bestand nach Darstellung des Historikers Peter Klein somit "kein Entscheidungsbedarf" mehr.
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Krieg um "Lebensraum"
Aus den Plänen, die Juden im deutschen Herrschaftsgebiet aussterben zu lassen, wurde 1941 ein umfassendes Projekt des Massenmordes. Der Krieg um "Lebensraum" radikalisierte die Vernichtungspolitik. Aber ohne einen "Weltkrieg" würde die millionenfache Ermordung "eine Absicht" bleiben, die auch widerrufen werden konnte, beschreibt der Historiker Peter Longerich (London) das Kalkül der NS-Machthaber.
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Weichen für den Holocaust
Noch im Frühjahr 1941 hatte Hitler erklärt, die Deportationen würden erst nach dem siegreichen Krieg erfolgen. Aber die schnellen Siege im Osten blieben aus, die "ethnischen Säuberungen" stießen an ihre Grenzen. "Zwischen den Planungen Berlins und den Realitäten vor Ort gab es große Diskrepanzen", schreibt der Historiker Klein. Die Idee der Massendeportation wurde, so der britische Historiker Mark Roseman, nun "eine bloße Metapher". Die Weichen für den Holocaust waren bereits gestellt.
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"Prophezeiung" von 1939
Mit der Kriegserklärung an die USA im Dezember 1941 verschärfte sich die Lage. Nun konnte Hitler seine "Prophezeiung" von 1939 erfüllen, die Juden als angebliche Urheber des neuen Weltkrieges ermorden zu lassen.
Mit der zunächst für Dezember 1941 einberufenen Konferenz der Staatssekretäre wollte sich Heydrich gegenüber den Behörden die Federführung beim Genozid sichern und die Ministerialspitze zu Helfern und Mitwissern machen. In einem zweiten Teil der Konferenz sollten die Beamten den Kreis der Deportierten und den Status der "Mischlinge" und mit Nichtjuden Verheirateten festlegen.
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"Vernichtung durch Arbeit"
Im Protokoll, das nach der Konferenz an die Ministerien weiter gereicht wurde, legte Heydrich den Fahrplan fest. Die Deportationen wurden nun auf das gesamte Gebiet unter deutscher Herrschaft ausgeweitet, "Vernichtung durch Arbeit" hieß der Befehl. Für den Historiker Peter Longerich wurde nun die "Endlösung" zur Klammer der deutschen Besatzungs- und Bündnispolitik, die Bevölkerung zum Komplizen des NS-Regimes.
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Gedenkstätte
Nach dem Krieg forderte der Historiker Joseph Wulf, ein Auschwitz- Überlebender, 1965 ein Dokumentationszentrum in der Villa. Doch der Berliner Senat wollte das Gebäude, in dem ein Schullandheim untergebracht war, nicht freigeben. Erst 1982 wurde das Haus zur Gedenkstätte. Wulf hatte sich 1974 das Leben genommen.
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