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Di | 26.11.2013
Alte Schmiede
Griechenland bei "Literatur im Herbst"
Zum 16. Mal veranstaltet die Alte Schmiede in diesem Jahr das Festival "Literatur im Herbst". Im Mittelpunkt der vom 10. bis 12. November im Wiener Odeon stattfindenden Veranstaltung steht diesmal die griechische Literatur.
Unter den Teilnehmern finden sich neben dem bekannten griechischen Autor Petros Markaris auch bei uns weniger präsente Kollegen wie Auguste Corteau, Eliana Chourmousiadou und Lena Divani.
"Hellenozentrismus und Multikulturalismus" Eröffnung mit Petros Markaris
Im Jahr 2001 war Griechenland zu Gast bei der Frankfurter Buchmesse, seitdem ist es um die kulturelle Wiege Europas auf dem literarischen Sektor stiller geworden. Allein Petros Markaris ist es gelungen, sich auflagenstark im Diogenes Verlag zu etablieren. Dabei findet der 1937 in Istanbul geborene, aus einer armenischen Familie stammende Markaris im deutschsprachig-en Raum ein wesentlich größeres und treueres Publikum als in seiner Heimat. Er ist es auch, der das Literaturfestival mit dem Vortrag zum Thema "Hellenozentrismus und Multikulturalismus: Offene Grenzen - Migration - neue Literatur" am Freitag eröffnet.
Auch jungen Stimmen Gehör verschaffen
"Literatur im Herbst" will einerseits den im deutschsprachigen Raum bekannten Autoren ein Forum bieten, andererseits jungen Stimmen Gehör verschaffen, die noch wenig Gelegenheit hatten, sich hier zu präsentieren. Eine von ihnen ist Sofia Nikolaidou, die laut Pressetext zu den innovativsten jungen Autorinnen zählt. Michalis Michailidis vertritt eine mit Michel Houellebecq vergleichbare Richtung, die sonst in Griechenland wenig Echo findet. Beide lesen am 12. November (18 und 19 Uhr).
Auguste Corteau (11.11., 17 Uhr) wiederum gilt als "enfant terrible" der griechischen Literaturszene und hat sich in den verschiedensten Genres versucht, u.a. als Pornograf und als Krimiautor. Ebenfalls in Wien werden erwartet: Eliana Chourmousiadou, Autorin des Science-Fiction-Romans "Die zweite Frau", und Nikos Panajotopoulos, der sich in seinem neuesten Roman "Heiligmacher" mit der Sonderstellung der griechischen Kirche im Staat und dem Manipulationscharakter von Religion befasst, sowie Amanda Michalopoulou, die zusammen mit ihrem Mann, dem Fotokünstler Dimitris Tzoumplekas, das Projekt "Die Gans" entwickelt hat. Dieses künstlerische Event soll laut Veranstaltern den Eröffnungsabend krönen (21 Uhr).
Griechisch als Lebensgefühl
"Griechisch wird bei der Literatur im Herbst nicht als nationale Einengung, sondern als historische Möglichkeit, als Lebensgefühl aufgefasst", so die Veranstalter. Aus diesem Grund werden im Theater Odeon auch Autoren lesen, die außerhalb Griechenlands leben und schreiben: Der in England lebende Panos Karnezis schreibt auf Englisch und übersetzt seine eigenen Werke ins Griechische, er liest gemeinsam mit Aris Fioretos, Schwede mit österreichisch-griechischer Abstammung, am 11. November. Nikos Papandreou, der in Kalifornien geborene Sohn des charismatischen Politikers Andreas Papandreou, lebt seit einigen Jahren in Griechenland und hat seinen letzten Roman in griechischer Sprache verfasst, er bestreitet am Eröffnungsabend die erste Lesung.
Podiumsdiskussion "Quo vadis, Hellas?
Die Lesungen werden von Kennern und Übersetzern der griechischen Literatur eingeleitet und präsentiert: Michaela Prinzinger, die auch für das Konzept der heurigen Literatur im Herbst verantwortlich ist, Maria M. Stassinopoulou, Professorin am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien, und Erich Klein, der neben Autorenpräsentationen auch eine Podiumsdiskussion "Quo vadis, Hellas? Positionen eines EU-Landes zwischen Balkan und Türkei" am Samstag (11. November) moderieren wird.