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Di | 26.11.2013

Migration aus Lateinamerika
Brasilianer stellen seit mehreren Jahren laut offiziellen Daten die größte Gruppe der Lateinamerikaner in Österreich. Lateinamerika und die Karibik stehen dieser Tage aufgrund des EULAC-Gipfels im Mittelpunkt der Betrachtungen.
Statistik Austria Brasilianer größte Gruppe
Daten der Statistik Austria zufolge hatten Anfang des Vorjahres 1.859 brasilianische Staatsangehörige ihren Hauptwohnsitz in Österreich. In der Volkszählung 2001 waren 1.368 Personen mit brasilianischer Staatsangehörigkeit aufgeschienen. Eine weitere bedeutende Zunahme ist bei den Dominikanern zu verzeichnen, die mit 1.409 in Österreich hauptgemeldeten Bürgern die zweitgrößte Gruppe stellen und 2001 mit 810 Personen vertreten waren.
Ihren Hauptwohnsitz in Österreich haben zudem 566 Peruaner (2001: 471), 553 Kolumbianer (401) und 538 Mexikaner (404). Kuba liegt mit 396 Staatsangehörigen in der Statistik vom Jänner 2005 - wie bereits 2001 - noch vor Chile mit 334 und Argentinien mit 329 Vertretern. Die Zahl der Jamaikaner ist geringfügig von 105 auf 122 gestiegen, während Anfang 2005 exakt gleich viele Guatemalteken wie bereits 2001 ihren Hauptwohnsitz in Österreich hatten. Die Dunkelziffern dürften generell hoch sein. Kenner der Latino-Szene gehen davon aus, dass es etwa auch viele Ecuadorianer in Österreich gebe.
Volkszählung 2001 11.000 Personen eingebürgert
Jene Personen lateinamerikanischer Herkunft, die die österreichische Staatsbürgerschaft haben, waren in der Statistik von 2005 noch nicht repräsentativ erfasst. Bei der Volkszählung 2001 hatten rund 11.000 in Österreich wohnhafte Personen einen lateinamerikanischen Staat als Geburtsland angegeben.
LEFÖ Betreuung auch für Lateinamerikanerinnen
An die Wiener Migrantinnenorganisation LEFÖ, die seit 20 Jahren eine eigene Beratungsstelle für Lateinamerikanerinnen in Österreich betreibt, haben sich im Vorjahr vor allem Frauen aus Peru, gefolgt von Kolumbien, Brasilien, Kuba, Bolivien sowie - zu gleichen Teilen - aus der Dominikanischen Republik und Chile gewandt. Dies sage jedoch nichts über die tatsächliche Aufteilung der hier lebenden Lateinamerikanerinnen auf die einzelnen Herkunftsländer aus, betont die LEFÖ-Sozialarbeiterin Ronja Vogl. Viele Klientinnen erführen über Mundpropaganda von der Beratungsstelle, was der Grund für eine gewisse Konzentration aus bestimmten Staaten sein könnte.
Entwicklungen in den Herkunftsländern
Politische und wirtschaftliche Entwicklungen in den Herkunftsländern spiegelten sich jedoch bis zu einem gewissen Grad in der Nachfrage nach Beratungen wider. Die hohe Zahl von Peruanerinnen und Kolumbianerinnen führt Vogl auf die ökonomische bzw. die politische Lage in den beiden Ländern zurück. In die Beratungsstelle für Lateinamerikanerinnen kommen nach Angaben der Sozialarbeiterin vor allem Frauen, die mit Österreichern oder mit Migranten verheiratet sind, die schon lange in Österreich leben. Viele bringe jedoch auch die "Feminisierung der Armut" und die damit verbundene Arbeitsmigration ins Land. Andere der bei LEFÖ Rat Suchenden kämen als Studentinnen, für eine Au-Pair-Stelle oder als Flüchtlinge nach Österreich.
Probleme im Zusammenhang mit Gesetzgebung
Die Stelle bietet soziale, rechtliche, medizinische, juristische, psychologische und Familienberatung an, die persönlich oder telefonisch in der Muttersprache erfolgen kann. "Die Probleme der Frauen sind immer in Zusammenhang mit der aktuellen Gesetzgebung zu sehen", erläutert Vogl. In der Sozialberatung gehe es vor allem um Anfragen zum Fremdenrecht. Im Mittelpunkt der Familienberatung stünden hingegen Themen wie Trennung, Scheidung, Obsorge, Besuchsrecht, Unterhalt oder Kinderbetreuung, aber auch das Aufenthaltsrecht, "was sehr stark in Zusammenhang mit Scheidung oder auch Gewaltproblematik zu sehen ist, weil viele Frauen doch rechtlich gesehen von ihren Männern abhängig sind, was den Aufenthalt betrifft", so die Sozialarbeiterin.