Volksgruppen ORF.at Diversität
Di | 26.11.2013
Pakistan
29.7.2013
Sicherheitslage "besorgniserregend"
Noch heute sollen die ersten Flüchtlinge, die zuerst in der Votivkirche waren und später im Servitenkloster, nach Pakistan abgeschoben werden. Sie haben in Österreich kein Asyl bekommen und müssen nun in ihre Heimat zurück.
Die Unterstützer der Männer kritisieren die geplanten Abschiebungen u.a., weil die Sicherheitslage in Pakistan zu gefährlich sei. Tatsächlich warnt das österreichische Außenministerium seine Staatsbürger vor Reisen in das mehrheitlich muslimische Land. Die Sicherheitslage in Pakistan ist laut einem aktuellen Bericht des Bundesasylamtes jedoch regional stark unterschiedlich.
"Terroristisch motivierte Gewalttaten"
"Die Sicherheitslage in Pakistan ist besorgniserregend. Die Gefährdung durch terroristisch motivierte Gewalttaten, vor allem Sprengstoffanschläge und Selbstmordattentate, ist weiterhin hoch. Terroristische Anschläge, ausgeführt von fundamentalistischen Gruppen, wie den Taliban oder dem Terrornetzwerk Al-Qaida, kommen im ganzen Land vor", heißt es auf der Homepage des Außenministeriums.
Außenministerium "Hohe Sicherheitsgefährdung"
Eine explizite Reisewarnung gibt es zwar nur für zwei Provinzen. Es gilt aber laut Ministerium für das ganze Land eine "hohe Sicherheitsgefährdung". Aufgrund der hohen Terrorgefahr wird daher "von nicht unbedingt notwendigen Reisen abgeraten". Für Personen westlicher Herkunft bestehe ein "erhöhtes Risiko, Opfer von Terrorakten, Entführungen oder sonstigen Gewalttaten zu werden". In allen großen Städten komme es immer wieder zu Großkundgebungen und blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden politischen Gruppen oder kriminellen Banden. "Schwere Verbrechen wie Mord, Raub und Entführungen sind selbst untertags auf offener Straße nicht selten. Eine besondere Gefährdung durch politisch-religiöse Gewalttaten und Straßenkriminalität ist im gesamten Land gegeben", schreibt das Ministerium.
Bundesasylamt-Bericht Sicherheitslage regional unterschiedlich
Aufgrund der gestiegenen Zahl an Asylsuchenden aus Pakistan hat sich aktuell auch das Bundesasylamt näher mit der Lage in dem Land befasst und einen umfassenden Bericht verfasst. Darin werden terroristische Aktivitäten der Taliban und anderer jihadistischer bzw. separatistischer Gruppierungen als "zentrale Problemstellung der Sicherheitslage des Landes" bezeichnet. Allerdings wird darin auch explizit darauf verweisen, dass die Sicherheitslage regional stark unterschiedlich sei. Der bei weitem überwiegende Anteil der Terroranschläge findet in der an Afghanistan angrenzenden FATA (Federal Administered Tribal Areas), der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, in der gering besiedelten Provinz Belutschistan sowie in der Wirtschaftsmetropole Karatschi, mit rund 18 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt, statt.
Sechstbevölkerungsreichste Land der Welt
Pakistan ist mit circa 190 Millionen Einwohner das sechstbevölkerungsreichste Land der Welt und erstreckt sich über eine Fläche von beinahe 800.000 km. Rund 96 Prozent der Einwohner sind Muslime, 85 bis 90 Prozent davon Sunniten und zehn bis 15 Prozent Schiiten. Die übrigen vier Prozent der Bevölkerung sind Christen (1,5 Prozent), Hindus (1,6 Prozent) und Ahmadis (0,25 Prozent) sowie Sikhs, Parsis, Zikris, Bahais, Buddhisten und Kalasha. Das Zusammenleben ist für religiöse Minderheiten im Alltag relativ friedlich, sie sind aber ein besonderes Ziel islamistischer Terroristen.
Wirtschaftliche Probleme & Armut
Wirtschaftlich steht das Land nicht besonders gut da. "In den Städten hat sich eine ausgeprägte Mittelschicht entwickelt, in den ländlichen kaum. Seit den Fluten 2010 und 2011 hat sich die Armut verstärkt. Der Arbeitsmarkt ist zwar nicht von Arbeitslosigkeit, doch von einer starken Unterbezahlung bzw. Unterbeschäftigung gezeichnet. Ein durchgehendes staatliches Sozialsystem ist nicht vorhanden, allerdings gibt es staatliche Einrichtungen und Programme. Auch in nicht-staatlichen Bereichen sind Initiativen des sozialen Unternehmertums bzw. NGOs im Bereich Förderung der Erwerbsfähigkeit tätig", heißt es in dem Bericht.