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Di | 26.11.2013
Stadt Wien
27.7.2013
Renner-Preis für Mauthausen-Komitee
Die von der Stadt Wien ausgeschriebenen Dr.-Karl-Renner-Preise gehen heuer an das Mauthausen-Komitee, die Radio-Journalistin und Autorin Irene Suchy sowie Gedenkdienst-Gründer Andreas Maislinger.
Die Auszeichnung wird alle drei Jahre vergeben und ist mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Prämiert wurden "hoch engagierte" Projekte zur wissenschaftlichen und pädagogischen Auseinandersetzung mit dem Terrorregime des Nationalsozialismus und dessen Folgen, hieß es aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) gegenüber der APA.
Mauthausen-Komitee Gedenken und Aufarbeitung
Das Mauthausen-Komitee widme sich in vielfältiger Weise dem Gedenken und der Aufarbeitung der Ereignisse im NS-Konzentrationslager Mauthausen, hieß es in der Begründung. Dazu zähle auch die Arbeit mit jungen Menschen, um sie dabei zu unterstützen, sich kritisch mit Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzen zu können. Das Komitee wurde mit 25.000 Euro bedacht.
Irena Suchy Wissenschaftliche Aufarbeitung von Strasshof
Jeweils 10.000 Euro wurden Irene Suchy und Andreas Maislinger zuerkannt. Suchy hat die Geschichte der niederösterreichischen Gemeinde Strasshof - in dem es ebenfalls ein KZ gab - wissenschaftlich aufgearbeitet. Als Moderatorin der Radiosendungen Pasticcio und Radiokolleg habe sie sich zudem sehr große Verdienste um die Thematisierung der künstlerischen und kompositorischen Arbeit von Musikern erworben, die von den Nationalsozialisten verfolgt, ermordet und vertrieben wurden, hieß es.
Andreas Maislinger Für Bemühungen um Gedenkdienst
Andreas Maislinger wurde für seine Bemühungen um den Gedenkdienst, also des Wehrersatzdienstes, der überwiegend in Holocaust-Gedenkstätten durchgeführt wird, ausgezeichnet. Der Innsbrucker Politikwissenschaftler und wissenschaftliche Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-Tage habe sich seit dem Ende der 1970er-Jahre für die gesetzliche Verankerung dieser Art des Militärersatzdienstes eingesetzt. Inzwischen handle es sich um ein weltweit anerkanntes Projekt, ein universelles Gedenken an den Holocaust, wurde betont.
Wichtiger Beitrag zur Wiener Gedächtnispolitik
"Die diesjährigen Preise gehen an engagierte Personen, die an nachhaltigen Projekten zur wissenschaftlichen und pädagogischen Auseinandersetzung mit der jüngeren Zeitgeschichte arbeiten. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Wiener Gedächtnispolitik. Der bewusste Umgang mit der Geschichte wird selbstverständlich zu einem Gutteil von der Stadt Wien gefördert, gleichzeitig soll die Auszeichnung aber deutlich machen, wie wichtig das Engagement von Einzelpersonen, wie unumgänglich die Beteiligung der Zivilgesellschaft ist, wenn es darum geht, die eigene Geschichte zu reflektieren und erfahrbar zu machen", so Kulturstadtrat Mailath-Pokorny in einer Mitteilung an die APA.
"Meilensteine moderner Erinnerungskultur"
Gerade in einer Zeit, in der es immer weniger Zeitzeugen gebe, seien Projekte wie diese "Meilensteine moderner Erinnerungskultur". Sie würden den für die Gesellschaft nötigen Zugang und Diskurs fördern, versicherte der Ressortchef.
Preisverleihung im Herbst
Die Verleihung der Renner-Preise 2013 findet im Herbst statt. Der Preis wurde nach dem ehemaligen Bundespräsidenten Karl Renner benannt. Die Auszeichnung wurde per Gemeinderatsbeschluss 1951 ins Leben gerufen.
Diskussion über Namenspatron
Über den Namenspatron war zuletzt ausgerechnet im Zusammenhang mit seiner Haltung zum Judentum bzw. zum "Anschluss" an Hitler-Deutschland diskutiert worden. Der jüngste Historikerbericht zu den Wiener Straßennamen zählt Renner (nach dem der Dr.-Karl-Renner-Ring vor dem Parlament benannt ist, Anm.) zu den "Fällen mit Diskussionsbedarf". Verwiesen wurde vor allem auf den "tiefgreifenden Deutschnationalismus" Renners, der 1938 für den Anschluss votiert hatte. Aussagen Renners, die als antisemitisch gewertet wurden, sind laut Bericht hingegen differenzierter zu sehen - weil sie zum Teil bewusst ironisch oder polemisch gemeint waren.
ÖVP für Umbenennung
Die ÖVP forderte nach Erscheinen des Berichtes Anfang Juli erneut die Umbenennung des Renner-Rings in Parlamentsring. Die Stadt lehnt dies ab. Tatsächlich finden Umbenennungen bestehender Straßen nur sehr selten statt - zuletzt 2012, als der Dr.-Karl-Lueger-Ring zum Universitätsring wurde.