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Di | 26.11.2013
Helene Jarmer - slika:apa
12.7.2013
Für Gebärdensprache in Schulen
Gebärdensprache, ihre Grammatik und Syntax, muss wie Turnen, Englisch oder Mathematik unterrichtet werden. Das fordert Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB), anlässlich des 100-jährigen Bestehens des ÖGLB.
Recht auf Muttersprache
"Gehörlose Kinder in Österreich haben immer noch nicht das Recht, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden", kritisierte sie weiters. Deshalb brauche es verpflichtende Gebärdensprache-Kompetenz für Lehrer, bilingualen Unterricht in Laut-und Gebärdensprache und ausreichend zur Verfügung gestellte Dolmetscher.
Fehlende Lehrer & inklusive Bildung
Den Inklusionsfahrplan des Unterrichtsministeriums, basierend auf der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, "hat bis jetzt sein Ziel klar verpasst", meinte Jarmer. Zwar steht die Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache seit 2005 in der Verfassung, sie sei allerdings "totes Recht". Es fehle vor allem an Lehrern mit ausreichender Kompetenz in Gebärdensprache und inklusiver Bildung. Derzeit müssten Lehrer nicht einmal eine Prüfung in Gebärdensprache absolvieren.
Das System ist das Problem
"Bildung braucht beide Sprachen, Kinder müssen selbst entscheiden dürfen, wann sie welche einsetzen", erklärte die ÖGLB-Präsidentin. Oft werde für gehörlose Kinder automatisch der Lehrplan reduziert, am Ende erhalten sie nur ein Sonderschulzeugnis. "Und das entspricht sicher nicht ihrem Niveau", so Jarmer. Aber nicht die Lehrer seien das Problem, sondern das System selbst, stellte sie klar. Mit dem 2. Bildungskongress, der heute und morgen unter dem Motto "Gebärdensprache macht stark" stattfindet, wolle man erneut auf diese Problematik hinweisen.
Ähnliche Situation in Deutschland
Auch die Situation in Deutschland sehe ähnlich aus, schilderte Rudolf Sailer, Präsident des Deutschen Gehörlosen-Bunds. "Viel passiert nur alibimäßig, hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus." Gehörlose hätten genauso wie jeder andere das Recht auf Zugang zu Bildung, betonte er. Dem stimmte auch Roland Hermann, Präsident des Schweizer Gehörlosenbundes, zu. "Es ist immer eine Frage des Geldes - und da darf man einfach nicht aufs Geld schauen." Sie unterstützen auch Jarmers Forderung nach bilingualem Unterricht und zur Verfügung gestellten Dolmetschern.
Türkise Ribbon für Verdienste
Das 100-Jahr-Jubiläum des ÖGLB wird morhen auch mit einem Festakt im Rathaus gefeiert. Dabei werden vier Personen mit dem Türkisen Ribbon für ihre Verdienste um Gebärdensprache und Gehörlosenkultur ausgezeichnet. Mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) und der Grünen-Klubobfrau Eva Glawischnig stehen zwei der Preisträger schon fest. Die beiden weiteren werden morgen überraschend bekannt gegeben. Das Türkise Ribbon überreicht der ÖGLB seit 2005.