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Di | 26.11.2013

20.5.2013
Kritik an Ideen für Mehrsprachigkeit
Überlegungen der Stadt Wien zur Förderung von Mehrsprachigkeit an Schulen stoßen auf Kritik der ÖVP. Deren Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz ging mit einem Konzept an die Öffentlichkeit, das vom Wiener "forum.wien.welt.offen" erarbeitet wurde.
Darin werden Konzepte und konkrete Projekte für ein "multilingual orientiertes Bildungskonzept" formuliert. Kurz pochte dagegen auf Deutsch als "Priorität". Die Expertengruppe "forum.wien.welt.offen" ist an die Stelle der Zuwanderungskommission der Stadt getreten.
SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger "Mehrsprachigkeit als Chance begreifen"
Die zuständige SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger konterte in einer Aussendung: Deutsch habe im Wiener Integrationskonzept einen "hohen Stellenwert", man müsse aber "Mehrsprachigkeit als Chance begreifen". Das Forum selbst sprach von einer "Diskussionsgrundlage".
Aufwertung der Herkunftssprachen
Das der APA vorliegende Papier, laut Frauenberger mitnichten ein "politisches Konzept", sondern "erste Ideen" der Expertengruppe, sieht unter anderem eine formale Aufwertung der Herkunftssprachen vor, etwa durch bilinguale Klassen, durchgehenden Erstsprachenunterricht sowie entsprechende Maturafächer. Weiters wird eine "Weiterbildungsoffensive Mehrsprachigkeit" angedacht sowie "Grätzelpartnerschaften" für Schulen, die verstärkte Ausbildung von mehrsprachigem Lehrpersonal ab der Kindergartenstufe oder Studienaufenthalte von Lehrern und Lehrerinnen in den wichtigsten Herkunftsländern.
Integrationsstaatssekretär
Sebastian Kurz
"Deutsch hat Priorität!"
Dem Integrationsstaatssekretär Kurz gefällt das alles nicht. "Deutsch hat Priorität!", betonte er in einem Statement. Wohl sei Mehrsprachigkeit "im späteren Berufsleben" von Vorteil, "aber niemals in dem Sinne, dass sie Deutsch ersetzt". Denn Deutsch sei eben "Amts- und Umgangssprache in Österreich". Auch ÖVP-Landeschef Manfred Juraczka gab zu Protokoll, man lehne ein multilingual orientiertes Bildungssystem "entschieden" ab.
Mehrsprachigkeit als Schatz
Frauenberger unterstrich, "dass die Unterrichtssprache Deutsch ist und bleibt" - dies "steht völlig außer Frage". Doch Mehrsprachigkeit in Wien sei ein "Schatz, den es zu heben und geeignet zu fördern gilt". Die Stadträtin konnte sich auch einen Seitenhieb auf die ÖVP verkneifen, sei die Wiener Volkspartei doch in der Expertengruppe vertreten.
forum wien.welt.offen "Vorausschauende Vorschläge"
Auch das "forum wien.welt.offen" meldete sich in der Debatte zu Wort. Man habe sich als "unabhängiges Beratungsgremium der Stadt Wien" der Aufgabe gestellt, "vorausschauende Vorschläge für die Weiterentwicklung des internationalen Wien auszuarbeiten". Bei dem Papier handle es sich um "eine erste Diskussionsgrundlage", ein Bericht werde frühestens im Herbst vorliegen, wurde betont. "Weder handelt es sich dabei um ein Integrationskonzept der Stadt Wien, das in den kommenden Wochen beschlossen werden soll, noch um ein im Forum selbst schon ausdiskutiertes Strategiepapier." Das Thema werde auch in der Gruppe selbst durchaus kontrovers diskutiert. Man gehe aber "ohne jegliche Scheuklappen und Zensurscheren im Kopf" an die Debatten über die "Zukunft unserer Stadt".
FPÖ-Klubchef Johann Gudenus Frauenberger als "Multi-Kulti-Fanatikerin"
Der Wiener FPÖ-Klubchef Johann Gudenus beschimpfte Frauenberger per Aussendung als "Multi-Kulti-Fanatikerin" und befürchtete ein "babylonisches Sprachgewirr" an Wiens Schulen.