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Di | 26.11.2013
Foto: APA/Georg Hochmuth
16.5.2013
SPÖ für Mehrsprachigkeit an Schulen
Die SPÖ tritt für mehr Förderung der Mehrsprachigkeit an den Schulen ein. "Ziel muss sein, dass wir kein Kind im Rahmen seiner Ausbildung 'verlieren'", meinte Integrationssprecherin Angela Lueger heute bei einer Enquete ihres Parlamentsklubs.
Bildungssprecher Elmar Mayer verwies auf zahlreiche "Meilensteine", wie etwa die Neue Mittelschule, die schulische Tagesbetreuung sowie die Reform der Pädagogenausbildung, die am 21. Mai den Ministerrat passieren soll.
Gegen "monolinguales Sprachkonzept"
Laut Lueger ist es besonders wichtig, bereits in der ersten Bildungseinrichtung - dem Kindergarten - Schritte zu setzen, um den Prozess für eine erfolgreiche Integration zu unterstützen. Wien übernehme hier die Vorreiterrolle für ganz Österreich, ist die SPÖ-Integrationssprecherin der Ansicht. Mit Sprachförderung, Sprachfeststellung und gut ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen setze man in der Bundeshauptstadt die richtigen Schritte. Dennoch müsse die Förderung der Mehrsprachigkeit eine zentralere Rolle spielen. "In Österreich gibt es noch immer ein monolinguales Sprachkonzept - das muss sich ändern."
"Mehrwert für Gesellschaft"
"Mehrsprachigkeit ist ein Mehrwert für unsere Gesellschaft. Sprachliche Vielfalt bedeutet einen Gewinn für die Wirtschaft und ist ein Potenzial, das gefördert werden muss", so Lueger. Sie stellte in diesem Zusammenhang jedoch klar, dass die Integrationsdebatte nicht zu einer Sprachendebatte werden dürfe und das Erlernen der Sprache nur ein Schritt von vielen sei. Daher bedeute Integration durch Bildung auch den Ausbau der ganztägigen Schulformen, eine gemeinsame Schule der Zehn bis 14-Jährigen, Ausbau der Ressourcen an Bildungseinrichtungen, Aufwertung des Pädagogen-Berufes und die Förderung der Chancengleichheit für alle Kinder - "unabhängig vom Geldbörsel ihrer Eltern".
Gleichberechtigte Teilhabe an Bildung
"Wir müssen uns weg bewegen von der Vorstellung des Norm-Kindes und die Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Kinder fördern und unterstützen", so Lueger. In dem Zusammenhang verlangte sie nach einer österreichweiten Kampagne für die Mehrsprachigkeit. "Ein Perspektivenwechsel muss vollzogen werden. Unsere Gesellschaft ist vielfältig - diese Vielfalt kann dann zum Gewinn werden, wenn Kindern und Jugendlichen unabhängig ihrer sozialen und örtlichen Herkunft die Möglichkeit geboten wird, gleichberechtigt an Bildung teilhaben zu können."
Maßnahmen
SPÖ-Bildungssprecher Mayer verwies auf bereits erfolgte Maßnahmen der Bundesregierung im Bereich Bildung und Integration, wie die Förderung der Schüler mit anderen Erstsprachen als Deutsch mittels abgestimmter Maßnahmen im vorschulischen Bereich, in den Pflicht-und weiterführenden Schulen, die Professionalisierung der Pädagogen, die Unterstützung von Eltern mit Migrationshintergrund, im Bereich der Erwachsenenbildung, das Nachholen von Bildungsabschlüssen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Themen Mehrsprachigkeit, Interkulturalität und Integration.
Langsamer "Bildungsdampfer"
"Der Bildungsdampfer bewegt sich langsam. Aber er bewegt sich", so Mayer. Vor allem angesichts der Entwicklung der Anzahl der Schüler mit anderen Erstsprachen als Deutsch brauche es diese Maßnahmen, um allen Kindern einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Entwicklung zu ermöglichen. In den vergangenen zehn Jahren habe es einen deutlichen Anstieg bei der Anzahl von Schülern mit einer anderen Erstsprache als Deutsch an österreichischen Schulen gegeben. Daher müssten Maßnahmen des bereits 2012 beschlossenen Rahmen-Bildungsplans fortgesetzt und ausgebaut werden, so Mayer, der die Sprachförderung, das Sprachverständnis und Kommunikationsfähigkeit als Schlüssel für schulische Leistungen bezeichnete.
Gegen "Ausländerklassen"
Als unsinniges Konzept kritisierte der SPÖ-Bildungssprecher den ÖVP-Vorschlag von eigenen "Ausländerklassen". "Erfahrungsberichte zeigen, dass Schülerinnen und Schüler, die ganztägig betreut werden, die größten Fortschritte im Bereich der Sprachentwicklung erzielen. Das war eindeutig messbar", betonte Mayer, der neben dem Ausbau der ganztägigen Betreuung die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen als Ziel für eine erfolgreiche Bildungs- und Integrationspolitik nannte.
Gemeinsame Schule
Es sei ein Irrtum zu glauben, dass eine gemeinsame Schule die "Guten" schwächt, so Mayer weiter. "Die Bundes-ÖVP solle dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) folgen und der SPÖ-Forderung nach Schulversuchen zur gemeinsamen Schule zustimmen", meinte er und weiter: "Das derzeitige Schulsystem schafft es nicht, den Rucksack, den bestimmte Kinder tragen müssen, abzunehmen." Der Reformweg müsse weitergegangen werden