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Di | 26.11.2013
Serbien - Kosvo
10.5.2013
Demo der Kosovo-Serben in Belgrad
Einige tausend Menschen haben sich heute in der serbischen Hauptstadt Belgrad zu einer Protestkundgebung gegen die Vereinbarung zwischen Belgrad und Prishtina zum Nordkosovo versammelt.
"Wir bleiben in Serbien" Der Protest unter dem Motto "Wir bleiben in Serbien" wurde offiziell von der serbischen Volksgruppe im Norden des Kosovo organisiert. Mit dabei waren auch die Abgeordneten der Serbischen Demokratischen Partei (DSS), der einzigen serbischen Parlamentskraft, die sich der Vereinbarung widersetzt sowie mehrerer extremnationalistischer Gruppen.
Serbisch-orthodoxer Metropolit dabei
Auch der serbisch-orthodoxe Metropolit in Montenegro Amfilohije fand sich auf der großen Bühne auf dem Belgrader Republikplatz ein und hielt ein Gebet "für den Tod der Regierung und des Parlamentes". Wladika Atanasije, ein weiterer serbischer kirchlicher Würdenträger, stellte einen Vergleich zwischen dem derzeitigen Premier Ivica Dačić und dem ermordeten Regierungschef Zoran Djindjić an. Beide würden ähnlich reden - alle wüssten aber, wie Djindjić geendet sei, meinte der kirchliche Würdenträger. Djindjić war im März 2003 vor dem Regierungsgebäude von einem Angehörigen einer Sonderpolizei-Einheit erschossen worden. Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej hatte noch Anfang der Woche beteuert, dass die Kirchenvertreter am Protest nicht teilnehmen würden.
"Wir werden den Kosovo befreien"
Manch einer der Protestteilnehmer - der Großteil ältere Personen - hatte heute wohl zum ersten Mal auch die Gelegenheit, sich mit dem Wortlaut der strittigen Vereinbarung vertraut zu machen. Flugblätter mit dem Text wurden von jungen Menschen verteilt. "Wir werden den Kosovo befreien", stand auf einem roten Spruchband vor der Bühne, von welcher schon weit vor dem offiziellen Start des Protestes um 12.44 Uhr ( in Anspielung auf die UNO-Resolution 1244 zum Kosovo, Anm.) laute patriotische Musik ertönte. "Serbien, dann alles andere", hieß es auf einem anderen Transparent. Über den Republikplatz wurde eine große serbische Flagge mit der Aufschrift "Immer mit euch, Banja Luka", ein Beitrag der bosnischen Serben, gespannt.
Plakate in Mitrovica gegen Vučić
Die nordkosovarische Serbengemeinschaft - etwa 45.000 Personen - widersetzen sich vehement gegen die Vereinbarung. "Nie eine Grenze zu Serbien" hieß es auch auf den von vielen Demonstranten getragenen weißen T-Shirts. In dem von Serben bewohnten Nordteil der kosovarischen Stadt Mitrovica tauchten heute Plakate gegen den Vizepremier Aleksandar Vučić auf, welcher in Belgrad die größten Verdienste für die Vereinbarung mit Prishtina hat. "Du bist nicht willkommen, Du Missgeburt," hieß es darauf. Vučić wurde auf den Plakaten mit der traditionellen albanischen, weißen Kopfbedeckung abgebildet.
Vučić reist in den Norden Kosovos
Vučić soll am Sonntag den Norden des Kosovo besuchen, um erneut zu versuchen, die Zustimmung für die Vereinbarung zu erhalten. Denn ohne die Mitwirkung der serbischen Politiker in Norden des Kosovo dürfte die Umsetzung der Vereinbarung unmöglich werden. Eine Ablehnung der Vereinbarung würde die Isolation des Staates und das Ausbleiben ausländischer Investitionen bedeuten, warnte der Vizepremier heute in einem Gespräch mit der Zeitschrift "Novi magazin". Korać, der stellvertretende Parlamentspräsident von der oppositionellen Sozialdemokratischen Union und früherer Vizepremier, hält den heutigen Protest unterdessen für eine "Kundgebung der Verlierer". Man wolle die Politik, welche die Niederlage erlitten habe, retten, meinte Korać gegenüber Medien.
Halsstarrigkeit in Politik unerwünscht
Durch die Protestkundgebung hätten die Kosovo-Serben die Gelegenheit bekommen, erneut ihre Halsstarrigkeit zu beweisen. Diese Eigenschaft sei in der Politik allerdings nicht erwünscht, meinte auch Oliver Ivanović, der frühere Staatssekretär im serbischen Kosovo-Ministerium. Ivanović selbst lebt in Nord-Mitrovica und ist einer der wenigen serbischen Politiker, die der albanischen Sprache mächtig sind.