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Di | 26.11.2013
Kroatien
7.4.2013
Protest gegen serbische Schrift
Etwa 20.000 Menschen haben am heute laut Polizei-Angaben auf dem zentralen Platz der kroatischen Hauptstadt, dem Jelačić-Platz, gegen die Einführung von Kyrillisch in der kroatischen Stadt Vukovar protestiert.
Die Demonstration, die zu Mittag begonnen hatte, verlief friedlich. Die Gegner der serbischen Schrift, die von 40.000 Demonstranten sprachen, forderten eine Änderung des Verfassungsgesetzes. Laut diesem muss Zweisprachigkeit eingeführt werden, wenn die Minderheit in der Bevölkerung ein Drittel ausmacht. In Vukovar leben laut Volkszählung 2011 knapp 35 Prozent Serben.
Man habe nichts gegen die Schrift, aber "Kyrillisch ist die Fortsetzung der Aggression", sagte etwa einer der Redner auf der Bühne am Hauptplatz. Sie forderten, dass Vukovar als Stadt der "dauerhaften Pietät" ausgerufen werde. Vukovar war im Kroatien-Krieg (1991-95) im Jahr 1991 von serbischen Truppen zerstört worden. Die Organisatoren, der "Stab zur Verteidigung des kroatischen Vukovar" bekamen auch Unterstützung vom umstrittenen Sänger Marko Perković "Thompson". Zwischen den Reden und Gebeten, wurde immer wieder "Vukovar, Vukovar" skandiert. Ein Redner bemängelte, dass die Regierung den Stab und die Forderungen nicht anhören wollte, und dass Premier Zoran Milanović sie nicht empfangen hätte.
Laut der Zeitung "Jutarnji list" aber hat Milanović den Anführer des Stabs, Tomislav Jošić zu Gesprächen eingeladen, dieser habe aber abgelehnt. Bereits im Februar hatte eine Versammlung in Vukovar stattgefunden, zu der etwa 20.000 Menschen gekommen waren. Einige Kommentatoren sahen die Demonstrationen von rechten Parteien instrumentalisiert, die sich eigentlich gegen die Mitte-Links-Regierung richteten. Die Zeitung "Novi list" etwa bezeichnete die Demos gegen Kyrillisch als "kroatische Schande".
Zur Demonstration waren Veteranenvereinigungen aus ganz Kroatien angereist. Aus Vukovar kamen die Demonstranten teilweise mit dem Zug, den sie "Friedenzug" nannten. Die Versammlung hatte symbolisch um 12.05 Uhr, (statt "fünf vor Zwölf") begonnen. Zur Demonstration waren keine hochrangigen Regierungs- oder Oppositionsvertreter gekommen. Die Bürgermeisterkandidatin der HDZ in Zagreb, Margareta Madjerić, die sich unter die Demonstranten gemischt hatte, schloss sich dem Tenor der Versammelten an und sagte der APA, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für die Einführung von Kyrillisch sei.
Die kroatische Regierung hatte noch kein Datum für die Einführung der Zweisprachigkeit, etwa von Ortstafeln und Aufschriften an Amtsgebäuden, bekannt gegeben. Milorad Pupovac, der Vertreter der Serben im kroatischen Parlament, hatte gesagt, dass man die Einführung mit den Bewohnern von Vukovar abstimmen sollte.