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Di | 26.11.2013
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22.3.2013
Sprachliche Förderung im Kindergarten
Zwei Jahre lang hat ein von SPÖ und Grünen in Wien initiiertes Forschungsprojekt den "Spracherwerb im Kindergarten" unter die Lupe genommen.
Forschungsprojekt "Spracherwerb im Kindergarten" Konkret ging es darum, Methoden, Materialien und Modelle zur Steigerung der sprachlichen Kompetenzen von Kindern in der Erst- und Zweitsprache zu erarbeiten. Heute wurden die Ergebnisse präsentiert: Zu den zentralen Erkenntnissen des Forscherteams zählt, dass eine sinnvolle Sprachförderung darin besteht, sowohl die Mehrheitssprache, also Deutsch, wie auch die Muttersprache aktiv zu unterstützen.
"Dass möglichst alle Kinder mehrsprachig sind"
"Das Ziel unserer Gesellschaft ist, dass möglichst alle Kinder mehrsprachig sind", betonte SPÖ-Gemeinderat Jürgen Wutzlhofer in einem Pressegespräch. Zugang gebe es über die Muttersprache. "Es ist falsch und kontraproduktiv, wenn man Sprachgebrauch verbieten will", verwies er dabei auf eine Forderung der FPÖ, Deutsch als verpflichtende Sprache im Pausenhof einzuführen. Nur über die Förderung muttersprachlicher Kompetenzen könne Sprachentwicklung entstehen.
Sprache als Schlüssel für Spracherwerb
Für den Spracherwerb von Kindern ist also die Sprache selbst der Schlüssel - egal, ob Deutsch dabei die Erst- oder Zweitsprache ist: Um die Mehrsprachigkeit sichtbar zu machen, sollen die gesprochenen Sprachen etwa durch Wandzeitungen und ausgehängte Informationen einbezogen werden, lautet eine der Empfehlungen der Forscher.
Intrinsisches Interesse für Sprachen
Wesentlich sei außerdem, dass Kinder die Erfahrung machen, dass durch Sprache Relevantes oder Interessantes vermittelt wird oder bedeutsame Erfahrungen und Gefühle ausgedrückt werden können. "Wir müssen Kinder nicht zwingen, Deutsch zu lernen. Sie haben ein intrinsisches (innewohnendes, Anm.) Interesse, neue Sprachen zu lernen", unterstrich Daniela Cochlar, Leiterin der MA 10, zuständig für Kindergärten.
Aus- & Weiterbildung von Pädagogen
Wichtig ist dabei auch die Aus- und Weiterbildung der Pädagogen. Denn hier gebe es Potenzial, erklärte Wilfried Datler von der Universität Wien, der das Projekt wissenschaftlich betreute: "In welcher Weise haben Kinder Lust bzw. Vergnügen am Verwenden der eigenen Sprache?" Es sei wichtig, Modelle zu entwickeln, in denen Pädagogen stärker als bisher darin geschult werden, mit Kindern gezielt zu arbeiten, dass sie Vergnügen am Sprechen von Deutsch verspüren: "Kann ich eine Geschichte so erzählen, dass die Kinder mir an den Lippen hängen?", verdeutlichte er anhand eines Beispiels.
Forschungsprojekt
Bei dem Forschungsprojekt "Spracherwerb im Kindergarten" handelte es sich um eines von 33 Vorhaben, die 2006 zwischen der SPÖ, die damals noch absolut regierte, und den Grünen vereinbart wurden. Dafür wurde u.a. ein Kindergarten in der Johnstraße zum "Forschungskindergarten" umfunktioniert. Die Projektkosten betrugen 322.000 Euro.
"Toolkit" für Spracherwerb
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung werden nun den Pädagogen u.a. im Rahmen eine Enquete näher gebracht, kündigte Cochlar an. Außerdem soll ein "Toolkit" - eine Materialiensammlung - für den Erwerb von Erst- und Zweitsprachen entwickelt werden. "Jede Sprache, die ein Kind spricht, ist gut und gleich viel Wert", betonte die grüne Bildungssprecherin Martina Wurzer. Und mahnte dabei: "Wenn wir mehrsprachige Kinder zwingen, sich auf nur eine Sprache zu beschränken, schneiden wir sie von ihrem Potenzial ab, behindern ihre Entwicklung und vermindern ihre Chancen für ihren gesamten Bildungsweg."