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 13.3.2013 |
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Arabische Welt: Europa soll handeln
Vor dem Hintergrund der seit über zwei Jahren andauernden Umbrüche in der Arabischen Welt hat der ehemalige Britische Diplomat Alastair Crooke gestern in Wien von "einer der großen Umwälzungen in der Geschichte" gesprochen.
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Ex-Diplomat
Alastair Crooke |
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Die Konsequenzen daraus würden Europa, die USA und den Arabischen Raum noch die kommenden 20 bis 30 Jahre lang beschäftigen, so der Nahostexperte und ehemalige Nahost-Waffenstillstandsvermittler. Deshalb sei es an der Zeit, dass Europa die Situation weitgehend beurteile und handle, um das Ausmaß des möglichen Schadens zu minimieren, forderte Crooke.
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Jihadistische und salafistische Gruppierungen |
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Verstummen moderater Akteure
Die Auswirkungen der Kräfte wie etwa jihadistische und salafistische Gruppierungen, die durch die Umbrüche an die Oberfläche gespült wurden, seien "tiefgreifend und ernst", sagte der ehemalige Berater des früheren Chefdiplomaten Javier Solana für den Nahen und Mittleren Osten. Zusätzlich dazu führten jene Kräfte zu einer zunehmenden Verängstigung der Bevölkerung in allen arabischen Ländern, und zur sukzessiven Verstummung der moderaten islamischen Akteure. Die wachsende Verbreitung von Salafismus in der Arabischen Welt ist laut Crooke "real und findet statt" – sie mache auch vor Europa nicht halt angesichts zahlreicher salafistischer Fernsehkanäle, die in Europa angesiedelt seien.
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Nachbarländer mitbetroffen
Die tiefen politischen Risse in Ländern wie dem Libanon, Ägypten und Syrien würden sich in Zukunft noch mehr vertiefen, analysierte der Direktor des Konflikte-Forums mit Sitz in Beirut. Zusätzlich dazu machten diese nicht an Staatsgrenzen halt, sondern strahlten auf die Region aus: Wie das Beispiel Syriens zeige, hätten alle Nachbarländer des von einem blutigen Bürgerkrieg gebeutelten Landes mit den Konsequenzen des Konflikts zu kämpfen. Ob diese Strahlkraft zu stoppen oder unvermeidlich sei, könne er allerdings nicht beantworten, sagte Crooke.
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Bestimmender Faktor |
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Zerissenheit der Kräfte des politischen Islam
Ein weiterer für die Zukunft bestimmender Faktor zeige sich in der Zerrissenheit der Kräfte des politischen Islams: Muslimbrüder, Salafisten und Jihadisten seien sich nicht einig über die Zukunft der jeweiligen Länder. Während die einen eine Nation auf den Grundlagen des Islam aufbauen wollten, stünden die anderen für die Zerstörung des Nationalstaats um in Folge einen islamischen Staat zu errichten.
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Saudi-Arabien & Golfstaaten |
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Scharf konfessionsgebundener Diskurs
Als sehr problematisch stufte Crooke zusätzlich dazu den Aufstieg eines scharfen, konfessionsgebundenen Diskurses vonseiten Saudi-Arabiens und den Golfstaaten während der letzten Jahre ein. Dieser würde extremistische Gruppierungen wie etwa die in Syrien agierende Gruppe Jabhat al-Nusra stärken und in ihrem teils brutalen Vorgehen legitimieren, meinte Crooke. Zudem seien die Rechte der Minderheiten in der Region durch die Pläne einer von Saudi-Arabien und den Golfstaaten angestrebten sunnitischen Hegemonie gefährdet: "Dann gibt es keine gleichberechtigte Staatsbürgerschaft mehr, sondern untergeordnete Minderheiten", zeichnete Crooke ein düsteres Bild.
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"Schwache eruopäische Führung"
Die Zukunft der Arabischen Welt bleibe nach wie vor ungewiss, zu rechnen sei noch am ehesten mit dem Aufbau zahlreicher Autokratien, prognostizierte der Experte. Über Europas widersprüchliche Vorgangsweise in der Region zeigte sich Crooke entsetzt: "Ich war geschockt über den Level der politischen Krise in Europa als ich mit EU-Vertretern zusammentraf", sagte er. "Die hohen Beamten auf EU-Ebene sind völlig frustriert über die schwache europäische Führung, die sich dieser Themen nicht wirklich annehmen will".
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An Schadensbegrenzung denken
Dabei sei es wichtig, an Schadensbegrenzung zu denken und sich Themen wie der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit in der Region und dem Einschränken der aggressiven Haltung von Saudi-Arabien und den Golfstaaten anzunehmen, lauteten seine konkreten Vorschläge. Zusätzlich dazu solle Europa lernen die Muslimbrüder zu verstehen, um im Anschluss daran einen adäquaten Umgang mit ihnen zu finden.
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