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Di | 26.11.2013
Ö1-Morgenjournal
26.2.2013
Nach elf Jahren Österreich verlassen
Eine junge Frau aus Kolumbien, die seit elf Jahren in Österreich lebt und hier zwei Studien mit Auszeichnung abgeschlossen hat, soll laut Ö1-Morgenjournal abgeschoben werden. Grund dafür sei das Nichterreichen einer vorgeschriebenen Einkommensgrenze.
SOS Mitmensch "Unmenschlicher Schildbürgerstreich"
Die Menschenrechsorganisation SOS Mitmensch bezeichnete den Fall der 29-jährigen Natalia Zambrano Jaramillo heute in einer Aussendung als "unmenschlichen Schildbürgerstreich". Die junge Frau, die mittels Stipendium der Republik Österreich erfolgreich zwei Studien abgeschlossen und Jobzusagen vorliegen habe, hat mehr als ein Drittel ihres Lebens in Österreich verbracht.
Einkommen von mindestens 1.998 Euro
Jaramillo ist als 17-jährige mit einem Austauschprogramm aus Kolumbien nach Österreich gekommen, lebte bei einer Familie in Vöcklabruck und hat dort Deutsch gelernt. Danach hat sie mit einem Stipendium der österreichischen Regierung erfolgreich in Wien Politikwissenschaft studiert und zusätzlich noch mit Auszeichnung ein Masterprogramm absolviert. Obwohl sie Jobzusagen vorliegen hat, muss sie spätestens am 6. März Österreich verlassen. Der Grund: Auch nach elf Jahren gilt Natalia Zambrano Jaramillo noch immer als Migrantin. Um hier bleiben zu können, braucht sie eine Rot-Weiß-Rot-Karte für Studienabsolventen. Und um diese zu erhalten, muss sie ein fixes Angestelltenverhältnis mit einem Einkommen von mindestens 1.998 Euro brutto im Monat nachweisen. Für eine Absolventin der Geistes- und Sozialwissenschaften ist das ein vollkommen unrealistisches Einstiegsgehalt, noch dazu, wenn Werkverträge und Mehrfachbeschäftigungen nicht anerkannt werden, so SOS Mitmensch.
Politik gefordert
SOS Mitmensch appelliert an Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz (ÖVP), der jungen Frau den weiteren Aufenthalt in Österreich zu ermöglichen. Ihre Aufenthaltsberechtigung soll verlängert und die für den Erhalt einer Rot-Weiß-Rot-Karte erforderliche Einkommenshürde auf ein realistisches Maß abgesenkt werden. "Frau Zambrano Jaramillo hat nichts falsch gemacht. Das Versagen liegt ganz allein auf Seiten einer Politik, die die Lebensrealität der Menschen aus den Augen verloren hat. Wer bereits 11 Jahre hier ist, sollte eigentlich gar keine Rot-Weiß-Rot-Karte mehr benötigen, und wenn doch, dann sollte sie realistisch gestaltet sein und nicht Lebensperspektiven zerstören", so SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.