Volksgruppen ORF.at Diversität
Di | 26.11.2013
Foto: dpa/Henning Kaiser
19.2.2013
Amazon zieht erste Konsequenzen
Der Versandhändler Amazon.com hat seinen umstrittenen Sicherheitsdienst in Deutschland gekündigt. Damit zog das Unternehmen Konsequenzen aus dem Vorwurf unwürdiger Arbeitsbedingungen.
Null-Toleranz-Grenze für Diskriminierung
Die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst werde mit sofortiger Wirkung beendet, erklärte eine Amazon-Sprecherin gestern und bestätigte damit einen Bericht von süddeutsche.de. "Als verantwortungsvoller Arbeitgeber von rund 8.000 fest angestellten Logistikmitarbeitern hat Amazon eine Null-Toleranz-Grenze für Diskriminierung und Einschüchterung - und wir erwarten das Gleiche von allen Unternehmen, mit denen wir arbeiten." Weitere Fragen zu den Arbeitsbedingungen beantwortete Amazon zunächst nicht.
H.E.S.S. Kontakte zu Neonazi-Szene
Die ARD hatte berichtet, ausländische Mitarbeiter von Amazon seien von dem Sicherheitsdienst H.E.S.S. auf Schritt und Tritt kontrolliert worden. Die Firma soll demnach Kontakte in die Neonazi-Szene haben. Mitarbeiter hätten neonazi-typische Kleidungsmarken getragen, und der Geschäftsführer der Firma zeige sich auf Fotos im Internet mit verurteilten Rechtsextremen, berichteten die ARD-Journalisten. H.E.S.S. erklärte in einer Stellungnahme, es sei ein politisch und weltanschaulich neutrales Unternehmen und weise Verbindungen zum Rechtsextremismus zurück.
Angesichts der anhaltenden Kritik am Umgang mit Leiharbeitern trennt sich Amazon von einem weiteren Dienstleister. Die Firma war unter anderem für die Unterbringung der in der Weihnachtszeit eingesetzten Zeitarbeiter verantwortlich. "Es ist uns eindeutig nicht gelungen, die Einhaltung unserer hohen Standards auch durch den Dienstleister, der für Unterbringung, Transport und den Einsatz der Sicherheitskräfte verantwortlich war, zu gewährleisten", teilte Amazon gestern am späten Abend in München mit.
Gewerkschaft ver.di Gleiche Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter
Der Internetkonzern stand bereits in der Vergangenheit wegen der Arbeitsbedingungen in der Kritik. Die Gewerkschaft ver.di kämpft nach Angaben von Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger schon seit längerem um gleiche Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter bei Amazon. Diesen stünden nicht nur die gleiche Bezahlung sondern auch die gleichen Rechte wie den im Betrieb Beschäftigten zu.
ARD-Bericht Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen
Amazon war in dem Bericht wegen menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern in seinem Versandlager im hessischen Bad Hersfeld kritisiert worden. Demnach wurden während des Weihnachtsgeschäfts Leiharbeiter aus Spanien und Polen in überbelegten Ferienwohnungen untergebracht, schlechter bezahlt als versprochen und stundenlang in Bussen hin und her gefahren. Die Sozialbeiträge für die Beschäftigten seien nicht korrekt abgeführt worden.
Von Trenkwalder rekrutiert
Für die Rekrutierung der schlecht bezahlten Leiharbeiter war die deutsche Tochter des österreichischen Personaldienstleisters Trenkwalder zuständig. Das deutsche Arbeitsministerium hat wegen des schwerwiegenden Verdachts bereits vergangene Woche eine Sonderprüfung gegen Trenkwalder eingeleitet, Ministerin Ursula von der Leyen hatte dem Unternehmen sogar mit Lizenzentzug gedroht. Trenkwalder hat sich bis heute zu den Vorwürfen nicht geäußert.