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Di | 26.11.2013
Transgender
14.2.2013
Gesetzliche Erleichterungen in Wien
Wien setzt Maßnahmen, um die Lebenssituation von Transgender-Personen zu verbessern. Ab sofort reicht es aus, bei einer Personenstandsänderung ein psychotherapeutisches Gutachten vorzuweisen.
Darüber informierte heute die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Bisher ging dies nur mit einer psychiatrischen oder klinischen Expertise. Weiters muss unter bestimmten Voraussetzungen bei der Änderung auf einen geschlechtsneutralen Namen keine Gebühr mehr entrichtet werden. Eine Infobroschüre gibt außerdem einen Einblick in die Lebensrealitäten von Transgender-Personen.
Vorurteile & Diskriminierungen
Transgender-Personen - also jene, die nicht nur eine, sondern mehrere Geschlechterrollen einnehmen - seien mit vielen Vorurteilen und Diskriminierungen konfrontiert, erklärte Frauenberger. "In Wien haben wir den eigenen Wirkungsbereich gründlich durchleuchtet und konnten einige Verbesserungen erreichen."
Personenstands- & Vornamensänderung
Bei einer Personenstandsänderung - sprich: die gesetzliche Anerkennung als Mann oder Frau - reicht nun ein psychotherapeutisches Gutachten, was für Betroffene weniger Aufwand bedeutet. Bei der Vornamensänderung auf einen geschlechtsneutralen Namen ist keine Gebühr mehr zu entrichten, wenn als Begründung unzumutbare wirtschaftliche und soziale Nachteile angeführt werden. Eine solche Änderung kostet normalerweise "mehrere Hundert Euro", so Frauenberger.
Schulungen von Standesbeamten
Zudem erhalten die Standesbeamten Schulungen, wo ihnen Wissen über die rechtliche und gesellschaftliche Situation sowie die Bedürfnisse von Transgender-Personen vermittelt wird. Im Zuge einer Novellierung wurde außerdem im Gleichbehandlungsgesetz und im Dienstrecht die Geschlechtsidentität als Diskriminierungsgrund festgeschrieben.
Kriterium: Selbstempfundenes Geschlecht
Abgesehen von diesen Maßnahmen hat die Stadt Forderungen an den Bund - insbesondere: Eine Personenstandsänderung dürfe nicht mehr von der psychiatrischen Diagnose einer Persönlichkeitsstörung abhängig sein. "Das gelebte und empfundene Geschlecht muss ausreichen", unterstrich die grüne Gemeinderatsmandatarin Jennifer Kickert. Als Vorzeigemodell hob Alecs Recher, Vorstandsmitglied von Transgender Europa, Argentinien hervor. Dort gibt es bereits die staatliche Anerkennung des selbstempfundenen Geschlechts.
Broschüre "Trans*Idenditäten" Nicht für Betroffene, sondern für Umfeld
Im Rahmen der Pressekonferenz wurde außerdem die Broschüre "Trans*Idenditäten" vorgestellt, die als Basisinformation dienen soll - jedoch nicht für die Betroffenen, sondern für deren Umfeld. So wird dort zum Beispiel informiert, wie man Transgender-Personen richtig anspricht und es gibt Tipps für einen diskriminierungsfreien Umgang mit ihnen, erklärte Jo Schedlbauer, städtischer Antidiskriminierungsbeauftragter für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen.