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 29.1.2013 |
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Bürgerrechte - 100 Jahre Rosa Parks
Der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten sitzt in einem leeren Linienbus und schaut aus dem Fenster - den Blick in die Ferne gerichtet, seinen Kopf wie in Demut leicht gebeugt.
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Parks auf dunkelgrünem Doppelsitz
Dieses Foto von Barack Obama entstand letztes Jahr in einem Automuseum in Detroit. Es ist ein starkes Symbol dafür, wie sich ein Kreis der US-Geschichte geschlossen hat: Sechs Jahrzehnte vor dem mächtigsten Mann der Welt hatte die Afro-Amerikanerin Rosa Parks auf einem dieser dunkelgrünen Doppelsitze Platz genommen. Sie weigerte sich aufzustehen und brachte damit einen Stein ins Rollen. Am Ende wurde die Ungleichbehandlung von Schwarzen aufgehoben. Auch dank Rosa kann Obama heute Präsident sein.
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Heldin der Bürgerrechtsbewegung
Es ist der 1. Dezember 1955 in Montgomery (Alabama), als die Näherin nach ihrer Arbeit heimfahren will. Sie steigt in den Bus, zahlt zehn Cent Fahrgeld und setzt sich weiter hinten hin. Die ersten Reihen sind strikt für Weiße reserviert. Bald jedoch reichen deren Sitze nicht mehr aus. Als ein Weißer einsteigt, müssen vier Schwarze eine Reihe für ihn räumen. So sind die Regeln. Drei Männer gehorchen der Aufforderung des Fahrers, nicht aber Parks. Die Polizei nimmt die damals 42-Jährige fest. Die Bürgerrechtsbewegung hat eine Heldin. |
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Geboren am 4. Februar 1913
Rosa Parks würde am 4. Februar 100 Jahre alt. Sie starb 2005, doch überall in Amerika feiern Menschen ihren Geburtstag. Die Post bringt eine Briefmarke mit ihrem Porträt heraus, das sie als nachdenkliche, elegante Frau zeigt. Im Kapitol in der Hauptstadt stellen sie eine Statue von ihr in der Ehrenhalle auf. Nur die Großen der US-Geschichte schaffen es hierhin. Eine schwarze Farmerstochter, die in den Südstaaten aufwuchs, als dort der Ku-Klux-Klan sein Unwesen trieb und Lynchmorde an Schwarze nicht selten waren, hätte lange niemand in diese Halle gelassen. Ebenso wenig wie einen Afro-Amerikaner ins Weißen Haus.
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Organisation NAACP |
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Boykott des Bussystems
"Ich saß da für einen Moment und sinnierte über den Mut und die Beharrlichkeit, die Teil unserer Geschichte sind", sagte Obama über das Foto von ihm in dem Bus. Parks musste nach ihrem Verstoß gegen die Segregationsgesetze zehn Dollar Strafe zahlen und vier für die Gerichtsgebühren. Mit Hilfe der afroamerikanischen Organisation NAACP kämpfte sie juristisch gegen das Urteil an. Zugleich starteten die Schwarzen einen Boykott des städtischen Bussystems, das deswegen drei Viertel seiner Fahrgäste und sehr viel Geld verlor. Anführer des Widerstands: Der damals wenig bekannte Prediger Martin Luther King.
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1964 Civil Rights Act |
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Passiver Widerstand als Meilenstein
Es dauerte 382 Tage, bis wieder ein Afroamerikaner in Montgomery einen Bus bestieg. Er konnte sitzen, wo er wollte. Der Oberste Gerichtshof in Washington hatte dank Parks die Rassendiskriminierung im Nahverkehr für verfassungswidrig erklärt. Die Resultat ihres passiven Widerstandes war ein Meilenstein für eine Bewegung, die zu dem 1964 zum Civil Rights Act führte. Die Ungleichbehandlung der Schwarzen war fortan gänzlich absolut verboten - verschwunden ist sie freilich bis heute nicht.
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"Mutter der Bürgerrechtsbewegung"
Die kinderlose Frau, deren Ehemann Raymond, ein Friseur, nach 45 Ehejahren 1977 starb, trägt heute den Titel "Mutter der Bürgerrechtsbewegung". Präsident Bill Clinton ehrte sie 1996 mit der Freiheitsmedaille, 1999 erhielt sie vom Kongress die höchste zivile Auszeichnung der USA. Bis heute streiten sich Historiker darum, ob Parks Busepisode ein "spontaner" Akt war, wie selbst sagte, oder ob die NAACP sie bewusst als Märtyrerin auswählte. In den 1940er- und 50er-Jahren arbeitete sie für die Organisation als Sekretärin, schon in ihrer Jugend war sie am Kampf der Schwarzen für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung interessiert.
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Stetiger Einsatz für Bürgerrechte
Wie auch immer die Umstände waren, für ihren "Verkehrsverstoß" musste Parks lange zahlen. Niemand gab ihr Arbeit, wegen ewiger Drohanrufe erlitt ihr Mann einen Nervenzusammenbruch. Das Paar floh nach Detroit, wo sie wieder als Näherin arbeitete. 1965 bot ihr der Kongressabgeordnete und Bürgerrechtler John Conyers eine Stelle in seinem Büro an. Dort blieb sie bis zu ihrer Rente 1988. Sie setzte sich stets weiter für Bürgerrechte ein. Trotz ihres Ruhms war sie im Alter auf finanzielle Unterstützung durch ihre Kirchengemeinde angewiesen. Zuletzt litt sie an Demenz. |
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Flaggen auf halbmast
Am 24. Oktober 2005 starb Rosa Louise Parks. Als allererste Amerikanerin wurde sie im Kapitol in Washington aufgebahrt. Präsident George W. Bush und Tausende Menschen erwiesen ihr die letzte Ehre. Die Flaggen in den USA wehten auf halbmast. Auch in Montgomery, Alabama.
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