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Di | 26.11.2013
Foto: APA/Georg Hochmuth
21.1.2013
Deutschförderung: Zu wenig Personal
Für eine Ausweitung der Deutschförderung in Österreich gibt es nicht ausreichend qualifiziertes Personal, warnen Experten in einem Schreiben an Unterrichts- und Wissenschaftsministerium, Integrationsstaatssekretariat und Hochschulen.
Schon jetzt gebe es nur eine "verschwindend kleine Anzahl" fachlich qualifizierter Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache (DaZ), bei einer Ausweitung müsse auf noch geringer qualifiziertes Personal zurückgegriffen werden; und auch in der Forschung gebe es derzeit nur wenig Ressourcen für dieses Thema. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf!", appellieren sie an die Politik.
Beeinträchtigung durch mangelnde Infrastruktur
Die Unterzeichner - darunter Bildungswissenschafter Erich Ribolits, Linguistin Ruth Wodak und die Germanisten İnci Dirim und Klaus-Börge Boeckmann- befürchten, dass die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Österreichs durch den Mangel an Infrastruktur "nachhaltig beeinträchtigt" werden könnte. Für eine Aufwertung bzw. Ausweitung der Deutschförderung würden in Österreich derzeit die Voraussetzungen fehlen.
Zu wenige Kurse
Die bestehenden Fortbildungsangebote für Lehrer in DaZ seien zwar in der Regel hochwertig und würden gut angenommen, es gebe jedoch schon jetzt nicht genug Kurse. An den Unis komme DaZ nur im Lehramt Deutsch und an den Pädagogischen Hochschulen (PH) beim Lehramt für Volksschulen bzw. Deutsch an Hauptschulen vor, allerdings auch hier nicht immer verpflichtend. Landesweit gebe es nur drei Uni-Professuren für DaZ bzw. Deutsch als Fremdsprache (DaF) - so viel wie in Nordrhein-Westfalen an einzelnen Unis, beklagen die Forscher. In den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik komme DaZ als Fach überhaupt nicht vor.
Forderungen
Die Unterzeichner fordern u.a. zusätzliche Professuren sowie Dissertations- und Habilitationsstellen für DaF und DaZ an Unis und PH, qualifiziertes Fachpersonal für DaZ an allen Lehrerbildungseinrichtungen, DaZ und Mehrsprachigkeit als verpflichtenden Teil der Ausbildung für alle Lehrer und für Kindergartenpädagogen sowie mehr Forschung in diesem Bereich. Eine Absage erteilen sie unterdessen erneut der Sprachförderung im Rahmen eines Vorschuljahrs oder in Crashkursen, "da internationale (und auch österreichische) Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen eindeutig die Ineffizienz solcher 'Gettoklassen' nachgewiesen haben".
50 Unterzeichner aus Forschung und Praxis
Der Aufruf wurde bisher von insgesamt 50 Forschern und Praktikern aus Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft oder dem Bereich Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache unterzeichnet, auf einer Petitionsplattform im Internet werden weiterhin Unterschriften gesammelt.