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Di | 26.11.2013
Rosa-Lila Villa / Foto: APA/Herbert Pfarrhofer
16.11.2012
30 Jahre "Rosa-Lila Villa"
Das Wiener Lesben- und Schwulenhaus, die "Rosa-Lila Villa", feiert Geburtstag: Das auch farblich entsprechend gestaltete Community-Zentrum an der Linken Wienzeile wurde vor 30 Jahren gegründet - in einem besetzten Altbau.
Heute befindet sich darin ein Wohnprojekt, ein Beratungs- und Informationszentrum sowie ein Lokal. Dieses Angebot soll sich nicht ändern, sehr wohl könnte es bald einen neuen Namen geben, wie gestern bei der Jubiläums-Pressekonferenz verraten wurde.
"Villa" mit "Willendorf"
Wenn in Wien von der "Villa" die Rede ist, ist dabei meist nicht ein Luxus-Wohnsitz am Stadtrand gemeint, sondern das bunte Haus an der Hauptverkehrsader. Sie gehört längst zu den arrivierten Einrichtungen - nicht nur bei der "Community": Das beliebte Cafe-Restaurant "Willendorf" inklusive idyllischem Garten wird etwa auch gerne von heterosexuellen Gästen besucht.
Ursprüngliche Hausbesetzung
Der Beginn war keineswegs nur idyllisch: Das Haus wurde 1982 besetzt, längere Verhandlungen mit der Stadt - der die Villa gehört - folgten. Letztendlich wurde das Gebäude dem Verein Rosa Lila Tip für 30 Jahre zur Selbstverwaltung übergeben. Erst kürzlich wurde eine Verlängerung vereinbart, wie die Aktivisten gestern berichteten. Der entsprechende Baurechtsvertrag läuft nun bis 2045, wie Aktivistin Marty berichtete. Die jährliche Grundsubvention beträgt 17.000 Euro.
Erweiterung um Bezeichnung "türkis"
Zum 30. Jubiläum wird nun überlegt, den Namen zumindest zu erweitern - in türkis-rosa-lila Villa. Die neue Farbe steht für Transgender-Personen, also für jene, die nicht nur eine, sondern mehrere Geschlechterrollen einnehmen. Die Probleme der Community haben sich hingegen in den vergangenen Jahren nicht groß geändert: "Die Fragen sind sehr ähnlich geblieben", erzählte Aktivistin Chriz. Noch immer gehe es häufig um das "Coming Out" oder um Homophobie.
"Rhetorische Toleranz"
"Es wird oft so getan, als ob alles schon normal ist." Tatsächlich handle es sich oft um "rhetorische Toleranz". So sind laut den Villa-Beratern etwa homosexuelle Jugendliche oft einem großen Druck ausgesetzt - daheim bei ihren Familien oder auch in der Schule. Ähnliches gelte auch für schwul-lesbische bzw. transsexuelle Asylwerber, die in normalen Flüchtlingsunterkünften oder auch in kirchlichen Einrichtungen nicht die entsprechende Unterstützung bekämen, wie es hieß.
Aufnahme von Betroffenen im Haus
Betroffene werden, falls Platz besteht, in der Villa aufgenommen. Elf Personen leben derzeit im Haus. Der Bedarf wäre aber weit größer, wie gestern betont wurde. Inzwischen wurde auch bereits eine - durch Spenden finanzierte - Wohnung angemietet. Demnächst soll auch geprüft werden, ob das Villenobjekt barrierefrei gestaltet werden kann, was sich angesichts der alten Bausubstanz laut den Aktivisten schwierig gestaltet.