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Di | 26.11.2013
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26.4.2012
Präsidentschaftswahlen in Serbien
Die am 6. Mai stattfindenden Präsidentenwahlen werden in Serbien allen Prognosen zufolge ein erneutes Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Wahlfavoriten, Boris Tadic und Tomislav Nikolic. Für die beiden Politiker ist dies bereits das dritte, gemeinsame Ringen um das höchste Staatsamt.
Nikolic, damals noch ultranationalistischer Spitzenpolitiker, hatte sowohl 2004 als auch 2008 die Stichwahl gegen Tadic verloren.
Inzwischen steht Nikolic an der Spitze der Serbischen Fortschrittlichen Partei (SNS), die sich als "proeuropäisch" deklariert und ein Neuling bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen ist.Ihm gegenüber steht Boris Tadic, der seit 2004 Chef der Demokratischen Partei (DS) ist . Keiner der beiden Favoriten kann hoffen, sich in der ersten Runde die notwendigen Stimmenmehrheit - 50 Prozent plus eine Stimme - zu sichern. Die Entscheidung über den neuen Präsidenten wird daher in der Stichwahl am 20. Mai erwartet.
Rückblick auf vier Jahre Tadic-Administration
Als Staatsoberhaupt war Tadic in den letzten vier Jahren bemüht, den Spagat, den sein Motto "Sowohl die EU als auch der Kosovo" darstellte, nach Kräften zu meistern. Er musste dabei auch so manche mutige Entscheidung treffen. Als erster serbischer Präsident besuchte Boris Tadic im Dezember 2004 die bosnische Hauptstadt Sarajevo und entschuldigte sich für die von Serben während des Bosnien-Krieges (1992-1995) begangenen Verbrechen. Er entschuldigte sich auch an den Schauplätzen der beiden schwersten Kriegsverbrechen der 1990er Jahre in Ex-Jugoslawien, im ostbosnischen Srebrenica und in der ostkroatischen Stadt Vukovar. Von bosnisch-serbischen Truppen waren nach der Einnahme Srebrenicas im Juli 1995 rund 7.000 Bosniaken ermordet worden. Auf einem Landgut bei Vukovar waren im November 1991 wiederum von der serbischen Territorialverteidigung etwa 200 kroatische Kriegsgefangene getötet worden.
Weitere Präsidentschaftskandidaten
Um das Präsidentenamt bewerben sich auch die Chefs anderer bisheriger Parlamentsparteien - Vizepremier Ivica Dacic (Sozialisten), Vojislav Kostunica (DSS) und Cedomir Jovanovic (Liberaldemokratische Partei, LDP), aber auch der Chef des Bundes der Vojvodina-Ungarn, Istvan Pasztor. Abgesehen von Dacic, der mit etwa zwölf Prozent der Stimmen rechnen kann, dürften die restlichen Kandidaten unter der Zehn-Prozent-Grenze bleiben
Umstrittene Kandidatur von Jadranka Seselj
Zum ersten Mal in Serbien bewirbt sich auch die Frau eines der jahrelang führendsten Politiker um das Präsidentenamt. Die 52-jährige Jadranka Seselj, Gattin des Haager Angeklagten Vojislav, war in der Politik bisher nicht aktiv. Die SRS-Führung geht wohl davon aus, dass der Familienname Seselj der Partei, gerade jetzt wo beim UNO-Tribunal ein Urteil gegen den Parteichef erwartet wird, einige Stimmen sichern könnte. Ein Neuling im Wahlkampf ist auch das Oberhaupt der muslimischen Gemeinschaft in Serbien, Muamer Zukorlic. Er rechnet mit den Stimmen der bosniakischen Minderheit, aber auch jenen der in Südserbien lebenden Albaner