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Di | 26.11.2013
Eurovision Song Contest - slika:eurovision.tv
Ein jüdischer Sänger vertritt die Türkei
Can Bonomo war bisher für die allermeisten seiner Landsleute ein Unbekannter. Nur eingefleischten Anhängern alternativer Popmusik in der Türkei war der Sänger aus Izmir ein Begriff. Nun ist der 24-Jährige in kürzester Zeit zu einem prominenten Künstler geworden: Er wird die Türkei beim Eurovision Song Contest in Baku (Aserbaischan) vertreten.
Das türkische Staatsfernsehen TRT, welches die Vertreter traditionellerweise bestimmt, muss nun für die Wahl des Eurovision-Vertreters heftige Kritik im eigenen Land einstecken. Und zwar nicht nur, weil Bonomo ein Neuling auf der nationalen und internationalen Bühne ist, sondern auch aufgrund seinen Religionsbekenntnisses. Bonomo ist nämlich Jude.
Eine Tatsache welche die Kritik an Bonomo immer schärfer werden lässt. "Ich bin ein türkischer Jude, meine Religion ist meine Sache", reagiert der junge Sänger, und Nachfahre sephardischer Juden, gelassen. "Außerdem" so führt er aus "leben meine Vorfahren seit mehr als 500 Jahren diesem Land". Wir sind mit türkischer Kultur aufgewachsen, deshalb kann ich lediglich türkische Kultur in eine Kunstform einbringen, sonst keine." Zudem glaube er nicht, "dass Kunst eine Religion oder ethnische Zugehörigkeit hat.
Der Vorsitzende der Parlamentarischen Vereinigung des Europarats, Mevlüt Cavusoglu,sieht dies genauso. Er wies die Kritik an Can Bonomo mit den Worten zurück, dass er dafür schäme, wie mit dem jungen Mann umgegangen werde. Schließlich habe die religiöse Toleranz in der Türkei eine lange Tradition: "Jeder Türke, egal wer er ist, kann die türkische Republik vertreten", sagte Cavusoglu.