|
|
|
|
|
 |
|
|
Bundesland Salzburg |
|
Moschee mit Minarett
Nur eines der 20 islamischen Gebetshäuser im Bundesland Salzburg ist von außen erkennbar, wenn auch erst auf den zweiten Blick: die Moschee in Saalfelden im Pinzgau.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Denn mit acht Metern ist das Minarett nicht höher als der Dachgiebel der ehemaligen Lagerhalle - mehr wurde nicht genehmigt. Seit 2003 signalisiert der zierliche Turm an der Bundesstraße B311 auch den durchreisenden arabischen Touristen, dass sie hier zu Allah beten können. Die Moschee wird von der Bevölkerung akzeptiert. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Außen-Lautsprecher zum Gebetsruf fehlen
Die nach Südosten ausgerichtete Moschee des türkischen Kulturvereins Atib (Türkisch Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich) liegt im Gewerbegebiet von Saalfelden, im respektvollen Abstand zum Wohnviertel. Sie ist eine von vier Moscheen mit einem Minarett in Österreich und die einzige in Salzburg. Außen-Lautsprecher zum Gebetsruf fehlen - sie sind gesetzlich nicht erlaubt. Offenbar ohne Anfeindungen üben dort 200 Männer und 150 Frauen ihren Glauben aus. 70 Prozent sind Österreicher. Im Sommer finden sich Hunderte Touristen zum Freitagsgebet ein.
|
|
|
|
|
|
|
|
16.000 Einwohner aus Migrantenfamilien
"Wir haben gute Erfahrungen mit der Moschee gemacht. In unserer Gemeinde stehen ja vier Kirchen: Die römisch-katholische, die evangelische, die serbisch-orthodoxe und eben diese Moschee. Wenn man den Menschen ihre Kultur lässt, dann wirkt sich das positiv aus - wenn sie sich nicht abkapseln", räumt Bürgermeister Günter Schied (S) im Gespräch mit der APA ein. Immerhin stammen zehn Prozent der 16.000 Einwohner aus Migrantenfamilien, etwa drei Prozent der Saalfeldener sind Muslime.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Die Moschee ist auch für Einheimische da"
In dem 60 Quadratmeter großen Gebetsraum mit Kuppel - vormals eine Lkw-Garage - steht Atib-Vereinsobmann Mikail Sahin in Socken auf dem türkischen Teppich und beteuert, dass sie sich eben nicht abkapseln. "Die Moschee ist auch für Einheimische da. Uns besuchen die Schulen von Saalfelden, in unserem Laden kann jeder türkische Spezialitäten kaufen. Vor zwei Wochen hatten wir unser Kinderfest, viele Besucher waren da." Seine Augen leuchten, während er das Video zeigt: Jugendgruppen tanzen türkische Folklore, Kinder lesen Gedichte. 320 Gäste sind gekommen, fast drei Mal so viel wie erwartet.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Ohne Hilfe der Frauen geht nichts"
Mit dem Vorurteil, türkische Frauen hätten kein Mitspracherecht, will Sahin aufräumen. Zum APA-Lokalaugenschein hat er die vor vier Monaten gewählte "Frauenbeauftragte" des Vereins mitgebracht, Fatma Aydin. "Ohne Hilfe der Frauen geht nichts", gesteht Sahin ein. "Die Moschee ist ein sozialer Treffpunkt, jetzt auch für uns Frauen. Hier organisieren wir Feste - wie im Juni den Tag der offenen Tür", erzählt Aydin. Die Frauen erhielten im Dachgeschoß einen fensterlosen Aufenthaltsraum, darunter liegt der viel größere für die Männer - mit Dart, Billard und einer Schank. Einen Stock höher gibt es einen Herrenfriseur.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Vom Koran aus sollten die Frauen ein Kopftuch tragen"
Das Tragen eines Kopftuches ist für die Vereinsfrauen nicht Pflicht - außer während des Gebetes. Dann wird der Frauenbereich vom Gebetsraum der Männer mit einem Vorhang getrennt. "Vom Koran aus sollten die Frauen ein Kopftuch tragen. Das müssen sie aber selbst vor Allah verantworten. Wir haben Verständnis", betont Sahin und übersetzt, was Vorbeter Murat Demirhan - er absolviert gerade einen Deutschkurs - dazu sagt: "Nein, er ist auch nicht bös." Aydin trägt kein Kopftuch, "das ist nicht gut für die Gesellschaft".
|
|
|
|
|
|
|
|
"Wir leben nach den österreichischen Gesetzen"
Aufräumen will Sahin auch mit dem Vorurteil, dass eine Moschee ein Hort radikaler Islamisten sei. "Schüler haben gefragt, ob wir Terroristen sind." Da sehe man, wie notwendig die Kommunikation mit der Bevölkerung sei. "Wir sind offen, jeder kann hierher kommen und auch beten. Wir leben nach den österreichischen Gesetzen. Nur glauben wir an den Islam." Sahin ist Vater von zwei Kindern und Schlosser von Beruf. Einen Großteil seiner Freizeit verbringt er in der Moschee. "Als Obmann bedanke ich mich bei der Stadtgemeinde Saalfelden, dass das Minarett genehmigt wurde." Sein Dank gelte auch der Bevölkerung, für die Akzeptanz.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Sie sind sehr gastfreundlich und charmant"
Der römisch-katholische Pfarrer von Saalfelden, Roland Rasser, bezeichnet das Verhältnis der Kirche zum Moscheenverein als "friktionsfrei". "Wir sind schon öfters zu Festen eingeladen worden. Sie sind sehr gastfreundlich und charmant." Moslemische Frauen nahmen im März am "ersten interkulturellen Frauenfrühstück" im Pfarrsaal teil. Die Leiterin der katholischen Frauenbewegung, Roswitha Hörl-Gaßner, will mit diesen "unbekümmerten" Treffen "Barrieren zwischen den Kulturen abbauen".
|
|
|
|
|
|
|
|
"weniger als eine Handvoll" zeigt radikale Tendenzen
Die Atib-Vereine - österreichweit sind es laut Sahin 61 - stuft Burghard Vouk vom Salzburger Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung als "gemäßigt" ein. "Der Verein in Saalfelden ist völlig unproblematisch." Er ist positiv hervorzuheben." Seinen Angaben zufolge
|
|
|
|
|
|