|
|
|
|
|
|
 |
|
|
Chance dank Lehrermangel |
|
Flüchtling wird Referendar
Kämpfen hat Norbert Mpondo schon in seiner Kindheit gelernt - bei 15 Geschwistern in Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Kämpfen musste er auch ums Überleben, als der politische Häftling wie durch ein Wunder aus dem Gefängnis entkam und über Angola und Frankreich nach Deutschland flüchtete. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Referendar für Englisch und Französisch
Zehn Jahre nach seiner Ankunft ohne ein einziges Wort Deutsch ist der 41-Jährige nun Referendar für Englisch und Französisch an der Kooperativen Gesamtschule im niedersächsischen Pattensen bei Hannover. Anders als die meisten Zuwanderer mit akademischen Abschlüssen ihrer Heimat hat er die Chance, wieder in seinem Traumberuf zu arbeiten.
|
|
|
|
|
|
|
|
Unzählige Anträge
"Als ich den Brief mit der Sondergenehmigung vom Kultusministerium öffnete, kamen mir die Tränen", erzählt der Afrikaner im Lehrerzimmer. Mit Beharrlichkeit und unerschütterlichem Optimismus hatte sich Mpondo durch den Behördendschungel gekämpft, unzählige Anträge gestellt, "zwei Jahre Papiere gemacht", wie er sagt. Sein Geld verdiente er morgens als Lagerarbeiter und bis in die Nacht hinein als Tellerwäscher und Koch einer Pizzeria. Nebenbei unterrichtete er als Nachhilfelehrer und seit 2005 an einer privaten Montessori-Schule.
|
|
|
|
|
|
|
|
Dolmetscher des Präsidenten
Bei seiner Anstellung im staatlichen Schuldienst kam dem im Kongo ausgebildeten Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch, der auch als Dolmetscher des Präsidenten gearbeitet hatte, der Lehrermangel in diesen Fächern zugute. Vermehrt entscheiden sich in Niedersachsen Ingenieure oder Betriebswirte als Quereinsteiger für die Schule, Zuwanderer sind dagegen noch immer absolute Exoten. Im Schuljahr 2007/08 lag der Anteil ausländischer Lehrkräfte laut Kultusministerium landesweit bei etwa 0,8 Prozent.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Das Potenzial der hoch qualifizierten Einwanderer wird überhaupt nicht genutzt"
"Das Potenzial der hoch qualifizierten Einwanderer wird überhaupt nicht genutzt", kritisiert der Migrationsforscher Rolf Meinhardt von der Universität Oldenburg. "Die Schulen wären gut beraten, verstärkt auf diese Gruppe zuzugehen." Meinhardt bemängelt vor allem die schwierige Anerkennung ausländischer Abschlüsse. So hätten Lehrer aus Osteuropa, wo meist nur ein Fach studiert wird, kaum eine Chance, an deutschen Schulen einzusteigen.
|
|
|
|
|
|
|
|
"Ich mache es ... wegen der Kinder"
"Ich habe in meiner Zeit in der Küche und im Lager viele Ausländer mit Studium getroffen", erzählt Mpondo. Viele seien entmutigt und fänden sich mit einer Arbeit ab, die nicht ihren Qualifikationen entspreche. Auch für ihn war es nicht möglich, sofort als vollwertiger Lehrer anzufangen. Zweimal in der Woche paukt er an der Universität Methodik und Didaktik, im Referendariat warten eine Menge Prüfungen auf ihn, die selbst Muttersprachler auf eine harte Probe stellen. Hinzu kommt das Gehalt von etwa 1200 Euro pro Monat, mit dem die sechsköpfige Familie 18 Monate lang auskommen muss. "Ich mache es nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Kinder", betont er.
|
|
|
|
|
|
|
|
"... Ihr seid meine Deutschlehrer"
"Guten Morgen, Herr Mpondo!" tönt es von allen Seiten, wenn der neue Referendar über die Flure seiner Schule eilt. Norbert Mpondo strahlt. "Es läuft super mit den Kindern", sagt er. Im Französischunterricht der achten Klasse machen alle 15 Jungen und Mädchen mit. Mpondo spricht überwiegend Französisch, komplizierte Arbeitsanweisungen gibt er auf Deutsch. "Habe ich das richtig ausgesprochen? Ihr seid meine Deutschlehrer", motiviert er die Schüler.
|
|
|
|
|
|
|
|
Die Geschichte des Lehrers aus dem Kongo
"Als Lehrerpersönlichkeit hat er überhaupt keine Probleme", bescheinigt ihm sein Betreuungslehrer Christian Kumher. Fasziniert seien die Jugendlichen, wenn Mpondo von Afrika, seiner Flucht oder seiner ersten Zeit in Deutschland erzählt. Die Geschichte des Lehrers aus dem Kongo birgt eben Stoff für mehrere Romane oder Filme. "Neulich hat er in der 10. Klasse eine Stunde lang aus seinem Leben erzählt, am Ende haben alle applaudiert", berichtet Lehrer Kumher. "So etwas habe ich noch nicht erlebt."
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Von Christina Sticht, dpa |
|
|
|
|
|
|
|
|
|