Volksgruppen ORF.at Ungarn
Di | 26.11.2013
Ungarische Fahne (APA)
23.5.2012
Streit um Asche des Politikers Nyirő
Fast 60 Jahre nach dem Tod des rechtsextremen ungarischen Politikers und Literaten József Nyirő (1889-1953) gibt es heftigen Streit um die geplante Umbettung seiner Urne. Die rumänische Regierung ist gegen die Umbettung in die rumänische Heimat des Mannes.
Das ungarische Parlament und ein extrem nationalistischer Ungarn-Verein in Rumänien wollen Nyirős Asche am Pfingstsonntag im rumänischen Odorheiul Secuiesc (Szekelyudvarhely), feierlich beisetzen.
Rumänien verbietet Bahn Transport der Urne
Nach Angaben des rumänischen Transportministeriums verbot Außenminister Andrei Marga der staatlichen rumänischen Eisenbahn, sich am Transport von Nyirős Urne aus Ungarn nach Rumänien zu beteiligen.

Vorher hatte Marga dem ungarischen Botschafter in Bukarest, Oszkár Füzes, mitgeteilt, dass Nyirős Neubestattung in Rumänien wegen dessen rechtsextremer Haltung unerwünscht sei.
Nyirő war Blut-und-Boden-Literat
Nyirő war ein bekennender Rassist und von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Abgeordneter im ungarischen Parlament. Dort vertrat er einen damals zu Ungarn gehörenden Teil des heute rumänischen Siebenbürgen. Zuletzt bekannte er sich zur Ideologie der ab Herbst 1944 in Ungarn regierenden rechtsextremen Pfeilkreuzler. 1945 floh er vor der anrückenden Sowjetarmee nach Wien und später nach Spanien.

Nyirős schriftstellerisches Werk ist der Blut-und-Boden-Literatur zuzurechnen. Eines seiner Prosastücke unter dem Titel "Jézusfaragó ember" (etwa: "Der Herrgottsschnitzer") soll demnächst als Drama auf die Bühne des Budapester Theaters Új Színház (Neues Theater) kommen. Dieses wird vom rechtsradikalen Schauspieler György Dörner geleitet.
Überführung aus Madrid nach Ungan erfolgt
Füzes erwiderte, Nyirő sei kein Rechtsextremist gewesen und seine Umbettung ein bloßes "kulturelles Ereignis". In Rumänien leben etwa 1,2 Millionen ethnische Ungarn.

Ein ursprünglich geplanter festlicher Urnentransport inmitten zahlreicher Pilger in Sonderwaggons der Eisenbahn fällt allerdings aus. Die Überführung der Urne aus Madrid, wo Nyirő gestorben war, nach Budapest hatte das ungarische Parlament veranlasst.

Kritiker sprechen von einem staatlich geförderten Nyirő-Kult und werfen der rechtsnationalen Regierung Ungarns unter Viktor Orbán eine reaktionäre Kulturpolitik vor.