Volksgruppen ORF.at Ungarn
Di | 26.11.2013

7.11.2009
"NATO-Spion" Belovai gestorben
Der ehemalige ungarische "NATO-Spion" Istvan Belovai ist in der Nacht auf Freitag in Denver (US-Bundesstaat Colorado) im Alter von 71 Jahren gestorben.
Belovai hatte im Jahr 1984 als Offizier des damaligen kommunistischen Militärgeheimdienstes die NATO vor den Umtrieben eines gegen das Bündnis arbeitenden Spionageringes gewarnt.
Informierte USA über verratene Pläne
Seine Hinweise führten zur Verhaftung des US-Feldwebels Clyde Lee Conrad, der in der Stabsabteilung der 8. US-Infanterie-Division im westdeutschen Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) tätig war.

Conrad verriet komplette NATO-Verteidigungspläne für den Fall eines Sowjet-Einmarsches in Westeuropa an den tschechischen und den ungarischen Militärgeheimdienst. Belovai war in Budapest mit der Übersetzung dieser Pläne betraut worden. Er setzte US-Stellen davon in Kenntnis, weil er nach eigenen Angaben befürchtete, dass die verratenen Pläne einen derartigen strategischen Vorteil für die Sowjetunion darstellen würden, dass diese sich dadurch zu einem Angriff auf den Westen veranlasst sehen könnte.
Belovai kam vor ungarisches Militäergericht
Conrad wurde 1990 vom Oberlandesgericht in Koblenz zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er starb 1998 in der Justizvollzugsanstalt Diez (Rhein-Lahn-Kreis). Belovai wurde 1985 aufgrund eines Tipps des für die Sowjetunion arbeitenden CIA-Doppelagenten Aldrich Ames verhaftet. Ein ungarisches Militärgericht verurteilte ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe. Nach der demokratischen Wende wurde er 1990 amnestiert.

Nach seiner Freilassung ließ sich Belovai in den USA nieder. Seine Bemühungen um eine volle juristische Rehabilitierung in Ungarn blieben allerdings erfolglos, selbst nachdem sein Heimatland 1999 der NATO beigetreten war. 1998 veröffentlichte er im Selbstverlag seine Erinnerungen auf ungarisch unter dem Titel "Deckname Skorpion".