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Di | 26.11.2013
APA/Markus Beringer
FPÖ gründet "SOS Abendland"
"Nikolaus-Verbot" an Wiener Kindergärten, Sparschwein-Schwund in Londoner-Banken - die FPÖ sieht durch die "Islamisierung" Europas die abendländischen Werte gefährdet, oder zumindest das was sie dafür hält.
"Wahrscheinlich wird man in Zukunft verbieten, dass die Kirchenglocken läuten", warnte FPÖ-Chef Heinz Christian Strache heute vor einem islamischen "Monokulturalismus" in Europa. Gegensteuern will man mit dem nun gegründeten Schutzverein "SOS Abendland".
Obmann
Werner Neubauer
"Vergessenes Brauchtum" wiederbeleben
Die "Bewahrung und Pflege der angestammten, einheimischen Volkskultur unter Einbeziehung der Volkskulturen der autochthonen Sprachkulturen" hat sich der Verein auf die Fahnen geschrieben. Trotzdem will man "kein Schuhblattler-Verein" sein, wie Obmann Werner Neubauer betont. Vereinszweck sei es, "vergessenes Brauchtum wiederzubeleben". Es könne nicht sein, "dass in einer Form von Salami-Taktik jährlich ein Stück unseres Brauchtums und unserer Tradition abhanden kommt".
Gefahr der "modernen Völkerwanderung" Heimische Sitten & Gebräuche annehmen
Gefährdet sieht Vereins-Vize Strache die christlich-jüdischen "abendländischen Werte" vor allem durch die "moderne Völkerwanderung" der vergangenen Jahrzehnte, durch "Parallelgesellschaften" und "Hassprediger", die weder die westliche Demokratie noch die Gleichberechtigung der Frau akzeptieren würden. Muslime können aus seiner Sicht nur dann Teil des Abendlandes sein, "wenn sie sich an unsere Gesellschaftsnormen anpassen" - was für Strache bedeutet, dass man sich nicht nur "an die Gesetze hält", sondern auch heimische Sitten und Gebräuche "respektiert und in Folge beginnt, sie anzunehmen".
Homosexuellen-Ehe "Werteverfall" im Inneren
Gefahr ortet der FPÖ-Chef allerdings auch durch den "Werteverfall" im Inneren, etwa durch die Debatte um die Homosexuellen-Ehe. Deshalb kämpfe die FPÖ als einzige Partei darum, "das traditionelle Familienbild aufrechtzuerhalten". Dass die FPÖ die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Paaren ablehnt, ist für Strache freilich "keine Diskriminierung": Sinn und Zweck der Ehe sei das Aufziehen von Kindern, dies sei Homosexuellen nicht möglich, daher auch keine Homo-Ehe: "Wenn es biologisch möglich wäre, könnte man darüber reden."
Kärnten Minderheitenpolitik vorbildlich
Und auch der Aufstellung zusätzlicher zweisprachiger Ortstafeln in Kärnten kann Strache weiterhin nichts abgewinnen, auch wenn die Einbeziehung der "autochthonen Sprachkulturen" ausdrücklich im Vereinszweck genannt wird: "Es gibt dort nichts zu tun, zusätzlich." Die Minderheitenpolitik in Kärnten sei ohnehin vorbildlich.
Golowitsch ohne Vereinsfunktion
Finanzieren will sich der Verein einerseits durch Mitgliedsbeiträge und den Verkauf einer Zeitschrift, aber auch durch öffentliche Förderungen, um die sich Neubauer bewerben möchte. Keine Vereinsfunktion hat seinen Angaben zufolge übrigens Helmut Golowitsch, Ex-Mitglied der Verbotenen NPD und einer der ursprünglichen Proponenten des Vereins "SOS Abendland". Golowitsch sei nur als Berater in der Anfangsphase tätig gewesen, betonte der FPÖ-Abgeordnete. Kämpfen will der Verein übrigens auch gegen überbordende Anglizismen - folglich beantwortete Strache die englischen Fragen einer türkischen Journalistin bei der Pressekonferenz auch konsequent auf Deutsch.
Golowitsch wehrt sich
Helmut Golowitsch hat in einer Reaktion gegenüber der APA betont, dass er aus der NPD ausgetreten sei noch bevor die Partei verboten wurde. "Aus der Jahre später behördlich aufgelösten NDP bin ich mit eingeschriebenem Brief vom 17. 4. 1977 - also vor rund 30 Jahren - ausgetreten, weil mir die politische Entwicklung dieser Partei nicht mehr gefiel", betonte Golowitsch. Eine Mitarbeit bei dem Verein "SOS Abendland" sei nie geplant gewesen - es habe sich bei seiner Beteiligung nur um eine "technische Handreichung" bei der Vereinsgründung gehandelt. Vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) habe er bereits 1981 eine "Ehrenerklärung" in Bezug auf den Vorwurf des "Rechtsextremismus" erwirkt, betont Golowitsch. Damals habe sich das DÖW verpflichtet, seinen Namen nicht mehr in diesem Zusammenhang zu nennen. Diese Verpflichtung sei offenbar nicht eingehalten worden. Golowitsch überlegt nun eine neuerliche Klage.