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Di | 26.11.2013
Leon Zelman
25 Jahre "Jewish Welcome Service"
Der "Jewish Welcome Service" (JWS) feiert sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird Sonntagabend ein Festakt im Festsaal des Wiener Rathauses über die Bühne gehen.
Neben einer Festansprache vom Gründer und Leiter der Organisation, Leon Zelman, sind Ansprachen von Bundespräsident Heinz Fischer sowie Wiens Bürgermeister und JWS-Präsident Michael Häupl (SPÖ) angekündigt. Jugend- und Informationsarbeit sowie die Vermittlung eines positiven Österreichbildes bei den Vertriebenen, nennt Zelman als die wichtigsten Aufgaben.
Öffentlichkeitsarbeit für jüdische Kultur
Gegründet wurde der "Jewish Welcome Service" Ende 1980, die Initiative ging vom damaligen Wiener Bürgermeisters Leopold Gratz (SPÖ), Stadtrat Heinz Nittel (SPÖ) und Leon Zelman aus. Zum Ziel setzte sich die Non-Profit-Organisation vor 25 Jahren, internationale Öffentlichkeitsarbeit für die jüdische Kultur in Österreich zu leisten, um zu einem "besseren Verständnis zwischen Juden und Nichtjuden beizutragen". Derzeit publiziert der JWS das Jahrbuch "Das Jüdische Echo", betreibt ein Informationsbüro in der Wiener Innenstadt, und präsentiert vor allem ausländischen Besuchern das jüdische Wien.
"Welcome to Vienna" 4.000 einst Vertriebene eingeladen
Mittelpunkt der "vertrauensbildenden Maßnahmen" bilden aber die, im Rahmen des Programms "Welcome to Vienna" organisierten, Besuchsreisen. Der JWS gibt an, bislang an die 4.000 - beim "Anschluss" Österreichs 1938 vertriebene - Österreicher und deren Angehörige in die ehemalige Heimat eingeladen, und damit die "Schwellenangst vor einem Wien-Besuch" genommen zu haben. Ein weiteres "großes Anliegen" ist für den "Jewish Welcome Service" der "Dialog mit der Jugend".
Wollten Verbindung mit dem Land aufnehmen
Als persönlichen Beweggrund für die Schaffung des "Jewish Welcome Service" nennt der 1928 im polnischen Szczekociny geborene Zelman immer zahlreicher werdende Kontakte mit aus Österreich vertriebenen Menschen, die wieder Verbindung mit dem Land aufnehmen wollten. "Ich habe gespürt, dass diese Menschen ihre alte Heimat erleben wollten", und der veränderte Umgang mit der Vergangenheit unter Bundeskanzlers Franz Vranitzky (SPÖ) Ende der 1980er-Jahre habe dann zu den vom JWS organisierten Besuchsreisen geführt.
Dialog mit Jugend "Ganz neue Generation herausgebildet"
"Sehr stolz" ist Zelman auf die Jugend, es habe sich eine "ganz neue Generation herausgebildet". Vor allem jungen Menschen will der Überlebende mehrerer Vernichtungslager mit seinen Zeitzeugenberichten klar machen, dass "Auschwitz und Mauthausen nicht der Anfang, sondern das Ende waren". Der Hass gegen die jüdische Bevölkerung war schon viel früher da, und "junge Menschen müssen lernen, sich rechtzeitig gegen solche Tendenzen zur Wehr zu setzen". Da im Gedenkjahr 2005 "nicht viele Erinnerungsveranstaltungen durchgegangen" seien, solle mit dem Festakt auch der einst blühenden jüdischen Gemeinde in Wien gedacht werden. Von den einst 130.000 Wiener Juden kamen an die 63.000 in Konzentrationslagern um. Nach dem Krieg hatte die Gemeinde nur mehr 1.000 bis 1.500 Mitgliedern.
Festakt für geladene Gäste
600 bis 700 geladene Gäste werden zur Jubiläumsfeier erwartet. Neben Bundespräsident und Wiener Bürgermeister auch 80 vertriebene österreichische Juden und deren Familien sowie Menschen, die "mit der Arbeit des JWS verbunden sind". Nicht zuletzt wurden auch 50 Botschafter aus jenen Ländern eingeladen, in denen vertriebene österreichische Juden Zuflucht fanden. Für musikalische Begleitung werden Mitglieder der Wiener Philharmoniker sorgen.